Um punkt 6 starte ich mit dem Radl auf einem fast leeren Parkplatz in Lisens zum Fernerboden. So ist man in wenigen Minuten drinnen, schon fein im Gegensatz zum Hochwintern, wenn man mit Ski hinein muss. Darauf die Ski noch eine viertl Stunde bis zum Lawinengraben tragen, der mit einigen Metern aufgefüllt ist. Von dort geht’s durchgehend auf Schnee die Mauer hinauf. In der Mitte hab ich einmal abgezogen, weils so hart war und bin eine Weile zu Fuß weiter – angenehmer als jedes sinnlose Harscheisen. Am Gletscher hat der Wind angefangen und ist bis zum Lisner Spitze immer stärker geworden, so, dass ich oben sogar wieder seit sicher einem Monat Kappe und warme Handschuhe gebraucht habe. Auf die Östliche Seespitze waren zwei flott am Weg und hab mir gedacht, das wird wohl nicht der Obendorfer Richard sein… auf den Längentaler warens 3 Leute.
Hinunter ging’s dann vom Kreuz nach hinten, wo der Einstieg in die 1.Brunnenkogelrinne ist, weil ich mir den einmal genauer anschauen wollte. Die 2. und 3. sind ja problemlos fahrbar bzw werden auch regelmäßig gemacht. Nur bei der 1. war ich mir nicht sicher. Bin dann zur Plattigen Wand hinüber, dort Ski hinaufgetragen, und über den Rotgratferner mit Fellen weiter zum Rotgratspitze, wo ich noch nie oben war. Von dort hinübergequert zum Skidepot vom Lüsener Fernerkogel, die Ski mitgenommen für die linke Rinne (Gipfelrinne ist schon zu steinig) und weiter auf den höchsten Punkt unserer „Schönheit“. Oben war der Wind heute am stärksten. Aber gegen die Windgeschwindigkeiten am Hauptkamm wohl zu vernachlässigen, die Schneefahnen dort waren jedenfalls teilweise riesig. Laut Buch waren Anfang Mai noch einige oben, dann niemand mehr und ein Dame am 15. Von der Seespitze gingen immer noch keine Abfahrtsspuren, die machen aber lang Gipfelrast…
Dass es mit dem Auffirnen heute etwas dauern wird, war mir schon klar, aber warten wollte ich auch nicht länger, also ging’s wieder hinunter: oben eine Mischung zwischen eingeweichtem Pulver-Bruchharschzwischenstufe und Firn, in der großen Rinne, die man statt der Plattigen Wand fahren kann im oberen Teil Firn im unteren eingeweichter Pulver. In der Mauer meistens noch hart (halb 12) und schließlich ein bissl super Firn, ganz unten dann teilweise noch Knollen am Lawinenschnee aber großteils haben sie sich schon „angeebnet“. Ski wieder zurücktragen zum Radl – ab zum Auto. War lustigerweise wieder um punkt 12 dort. Mit 6h war ich zwar überhaupt nicht zufrieden, aber heute hab ich mir oft Zeit gelassen zum Spieneisln (kA wie man das schreiben soll ;)
Hab zum ersten mal richtig Obacht gegeben, wo die alten Gletschergrenzen früher waren (die Besiedelungsstadien durch Pflanzen haben wir in einer Vorlesung im Winter gehört). Man siehts an den Felswänden wirklich perfekt: An der Gesteinsverwitterung und an den Flechten – wie ein Strich gezogen. Gewaltig um wieviele Meter Eisdicke verloren gegangen sind.
In Gries noch hinten hinaufgefahren um ein paar Fotos vom Lüsener Fernerkogel zu machen. Daheim hat sich am Abend herausgestellt, dass die namentliche Vermutung richtig war… Gibt wohl nicht viele Leute bei uns, die so lässige Touren machen wie er.
Die drei von heute sind übrigens der 3., 4. und 6. höchste Berg von St.Sigmund.