Über den Steig geht’s ins Mittertal, den ich unterhalb vom Maningkogel verlasse. Über einen steilen Schutthang bin ich weiter in die Senke vorm Mittertalferner. Dort liegen nur große Steine herum die heute mit einer hauchdünnen Reifschicht überzogen waren, ich hab mich gefühlt wie auf einem Eislaufplatz, man hat extrem vorsichtig steigen müssen. Aber nur kurz, dann fängt der Schnee an. Vom Mittertalferner ist noch mehr übrig, als ich erwartet habe. Das Eis ist auch noch relativ dick: Immer wieder sieht man eine mindestens fünf Meter tiefe Spalte, verursacht durch ein Bachl das sich durchs Eis hinunterfrisst. Ich stapfe durch den Schnee auf die linke Hälfte der Scharte (ein Turm trennt die zwei Schartenteile) und von dort geht’s über den Grat auf West- und Ostgipfel der Wechnerwand. Am Ostgipfel war kein Steinmandl. Ich hab eins aufgebaut. Am Westgipfel schon. Weil ich recht knapp dran war und in der Uni einen Pflichttermin hatte, ging’s nach sehr kurzer Gipfelpause wieder zurück auf die Wechnerscharte und von dieser durch die (bei uns wohl am häufigsten im Winter befahrene) Rinne ins Längental. Wegen dem harten Schnee am steilen Abschnitt von der Scharte hinunter wollte ich nicht übers Mittertal zurück.
Von Steigbeginn hab ich schließlich ohne Pause bis zum Auto zurücklaufen müssen, weils ich so spät dran war. Daheim hab ich noch ein Mittagessen hinuntergeschlungen und bin pünktlich in der Uni angekommen :-)
Alle Bezeichnungen mit „Wechner“ sind übrigens nach Carl Wechner benannt, der viele Berge in unserer Gegend (touristisch) erstbestiegen hat.
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Der ein oder andere wird ihn gesehen haben: „Die Alpen – unserer Berge von oben“. Der Kinofilm den ich Anfang September verlinkt habe.
Die Aufnahmequalität und die neuen Perspektiven, die sich aus dieser Filmtechnik ergeben, sind lässig, aber der Inhalt des Films und vor allem der Kommentare waren unter jeder Erwartung – die pure Enttäuschung. Er mag vielleicht für jemanden interessant sein, der noch nie in den Bergen war und null Vorwissen über die Alpen hat: Subjektiv gesehen wurde nur zwischen ganz wenigen Orten hin und hergehüpft und immer wieder das gleiche gezeigt (z.B. der Kirchturm im Reschensee).
Ich hatte ein bisschen den Eindruck, die ganzen „Vorurteile“ die ein Flachländer hat bzw. nur die Bilder, die schon jedes kleine Kind im Kopf hat, wenn es die Begriffe „Berg“ oder „Skifahren“ hört, kommen zur Geltung, z.B: Gletscherskibetrieb ist schlecht, das Matterhorn – der König, mit Landschaft und Kultur wird „nur“ Geld gemacht, Almidylle …
– Ich persönlich gehe ja auf kein Bergfilmfestival mehr, da man immer mehr oder weniger das gleiche zu sehen bekommt. Der „Berggesichter“ Filmabend der Bergrettung Hall bietet wie jedes Jahr auch heuer wieder Abwechslung und eine interessante Diskussion im Anschluss.
Feine Tour. Wie ist es denn, wenn man vom Längental aufsteigt – du bist ja da abgestiegen. Ist der umgekehrte Weg auch ok oder ist die Rinne sehr rutschig und geröllig ?
Die von dir erwähnte kurze Stelle mit Seilschlaufe ist 2+ oder ?
Möchte vielleicht nächstes WE dorthin mit einem allerdings nicht so erfahrenen Kollegen. Ist es nach der Wechnerscharte ausgesetzt ? Bis auf die eine Stelle sollte es unkritisch sein ?
LG aus M,
Detlev