Ich hab mir am 14.5. abends nach Studium der Wetterkarten gedacht, eine Schlechtwetterflucht in den Süden würd sich rentieren und hab schnell die außersellrain’sche Todo-Liste rausgekramt und zwei südliche Ziele herausgesucht, die man gut verbinden könnte und außerdem lässige Abfahrten besitzen – sowie Ausweichmöglichkeiten auf normalen Routen, wenn die Verhältnisse nicht passen sollten. Hab Florian nach Planung der folgenden zwei Tage um 22:48 Uhr diese Whatsapp-Nachricht geschrieben: „Heil Flo [„Heil“ ist in Tirol eine Standardanrede unter Freunden und hat keine geschichtlichen Hintergründe], nachdem is Wetter im Süden guat sein soll, Idee: Morgen zmittag ins Aosta, zum Winterraum af der Rifugio Chabod, am Montag Gran Paradiso über Nordwestwand wenn die Verhältnisse passen sollten, sinsch übern Normalweg. Nacha weiterfahren nach Pizzano/Vermiglio, afn Winterraum vo der Rifugio Denza und am Dienstag Presanella über Nordwand, nacha hoam. Schaugs da amol un. A bissl spontan, aber vl geats da ja :)“
Flo um 22:50: „Ja gewaltig, bin dabei, fohr ma!“.
Wir sind also am 15. über den Brenner und Mailand ins Aostatal und vollbepackt vom Parkplatz der Hütte im Valsavarenche vorbei an Massen an unstörbaren, grasenden Gämsen bis zum Winterraum der Rifugio. Die Schneegrenze lag auf den Westhängen genau an der dortigen Waldgrenze auf 2300m. Im letzten Licht sind wir in einem hotelartigen, sauberen Winterraum mit zwei getrennten Schlafkammern für über 30 Personen und einem großen Aufenthaltsraum mit Gasherd und Ofen angekommen. Drei junge Schweizer hatten uns schon eingeheizt.
Am 16. sind wir um 6 Uhr 50 in Richtung – im oberen Teil fast vollständig blanker – Gran Paradiso Nordwestwand gestartet. Von der Hütte aus haben wir nicht dran geglaubt, dass sie befahrbar ist.
Als Ausweichmöglichkeit in Aufstieg und Abfahrt hätte sich aber die kleine Nordwand (äußerst links am vorgehenden Bild) angeboten, die auch die Schweizer ansteuerten.
Bei saukalten Temperaturen sind wir also an den Wandfuß und haben uns das ganze angeschaut. Die Verhältnisse haben sich erstaunlich gut präsentiert, es gab zwar nur ganz links ein (weiter oben sehr schmales) Schneeband, aber die Schneequalität war optimal. Mit Hoanigl in Zehen und Fingern – trotz Hochwinterbekleidung – sind wir sehr flott über die Wand raufgekommen.
Der Grat zum Gipfel ist dann nicht mehr weit.
Von der Normalroute kommend gibt es auf den letzten, etwas ausgesetzten Metern ähnliche Szenen wie am Glockner: Massen, die sich von bemitleidenswerten Bergführern heraufziehen lassen. Ein Bergsteiger ist sogar sitzend mit Füßen voraus und Hände hinten abstützend „abgestiegen“. Wenn man sowas nicht selbst gesehen hat, glaubt man’s nicht.
Wir sind bald wieder vom Gipfel zur Nordwand zurück und das oberste Stück der Wand wieder abgestiegen, weil die Schneeauflage am Eis sehr dünn war und uns eine Abfahrt vom Grat startend als zu risikoreich erschien.
Doch nach ca. 60hm konnten wir die Ski anziehen und bei sehr guten Schneebedingungen den orographisch ganz rechten Teil der Wand befahren.
Was solche Wände interessant macht, ist vor allem die hohe durchschnittliche Steilheit.
wird breiter
Auf ca. 3200m ging der gesetzte Pulver in Harsch über und unterhalb von 2700m hatten wir dann bis zur Waldgrenze guten Firn.
Zurück ging es wieder auf dem teils autobahnartigen Steig zum Auto.
So könnte man die Nordwand befahren, wenn sie voll Schnee wäre:
Weiter geht’s im nächsten Eintrag…
sauber – da kannma nit meggern! guat gmacht buabm!
gratuliere enk zu den gipfelsiegen und gewaltstouren !!