Lüsens – Schöntalspitze (3008m) – Winnebacher Weißerkogel (3185m) – Längental – Hoher Seeblaskogel (3235m) – Längentaler Weißerkogel (3218m) – Hinterer Brunnenkogel (3325m) – Wildes Hinterbergl (3288m) – Lüsener Spitzl (3230m) – Fernerkogel (3299m) – Lüsens.
Bin um 3:16 mit Radl und Stirnlampe in den Fernerboden gestartet. Was einem um diese Uhrzeit über sich und sein Tun durch den Kopf geht, wäre wohl für so manchen Psychologen interessant. Da ich zwei Tage leicht fiebrig war (vom A* abfrieren in der Paradiso Nordseite), hab ich nicht gewusst, wie es mir heute ergeht und bin die Runde deswegen alleine angegangen. Hab mit Richi mal drüber gesprochen, ob er sie mit mir machen würde. Aber da ich nicht wusste, wie’s mir geht bzw. ob ich schon nach dem zweiten Gipfel umdrehen muss/will, bin ich allein gestartet.
Vom Fernerboden hab ich die Ski dann bis genau zum Westfalenhaus getragen und von dort gab es gut durchgefrorenen Schnee auf die Schöntalspitze. Auf den letzten Metern zur Zischgenscharte hat sich während der letzten Schneefälle eine kleine Wechte gebildet. Ich konnte sie weder rechts noch links umgehen und musste mich durchgraben, haha, das hat ein paar Minuten gekostet :-) Auf der Schöntalspitze hab ich einen wunderschönen Sonnenaufgang erlebt und bin weiter auf griffigem Harsch ins Ochsenkar abgefahren. Dort, im tiefsten Punkt der Senke unterhalb der Grubenwand, hab ich wieder aufgefellt und es ging weiter zum Winnebacher. Auf den letzten hundert Höhenmetern ging der Harschdeckel direkt in schwach feuchten Pulver über. Momentan kommt man mit Ski über die gut aufgefüllte Gipfelflanke bis zum Kreuz. Nach ein paar Schwüngen Pulver bin ich wieder großteils auf griffigem Harsch, in Nordost- und Osthängen bei schon gutem Firn ins Längental abgefahren. Der letzte Streifen unterhalb des Fuchsgrats war grad noch durchgehend, musste nie die Ski ausziehen.
Wieder aufgefellt, Trinkflaschen aufgefüllt (letzte Möglichkeit für heute) und weiter auf den Seeblas. Beim Wegweiser unterhalb des ewig langen Südhanges hab ich ein Getränkedepot gemacht, alles brauch ich auf den Seeblas nicht mittragen: ich hatte heute drei Liter einer 1:2 Cola-Wassermischung und zwei Liter Leitungs- bzw. inzwischen Bachwasser mit. Ich rechne mir logischerweise immer vorher die Höhenmeter solcher Touren aus der Karte heraus und da ich für weite Touren im Winter 1l/1000hm brauche, war das die Mindestmenge für heute. Am Seeblas-Aufstieg hatte ich dann mein obligatorisches Weite-Touren-Tief, aber vielleicht liegt’s auch daran, dass ich den Anstieg auf den Berg einfach nicht mag. Vor mir ist jemand ziemlich flott hinauf und auch wieder abgefahren. Am Gipfel hab ich dann erstmals eine längere Pause gemacht und die extrafetten Speckwürfel gegessen. Bis die Fettn verstoffwechselt wird, dauert’s ja bekanntlich ein bisschen und deswegen hab ich gleich alles gegessen und für den Rest der Runde die Riegel gelassen. Bei Firn ging’s zurück bis zum Wegweiser auf 2450m, Flaschen wieder aufnehmen, auffellen und weiter zum Längentaler. Da man mittlerweile doch immer ca. 5cm eingesackt ist, hab ich mich am Ferner über vier (!!) frisch angelegte Spuren geärgert von denen keine im unteren Teil des Gletschers verwendbar war, weil alle viel zu steil und für meine Runde heute Gift bezüglich Effizienz. Irgendwann kommt der Tag, an dem eine Akku-Flex zu meiner Standardausrüstung zählt und ich jedem Vorbeikommenden präventiv die Steighilfen runterflexe. Effizient (≠ schnell) sind nur flache Aufstiegsspuren – was einem beim Skitourgehen müde macht, sind steile Anstiege und die damit verbundene unrhythmische Gehweise – viel weniger ermüdend sind flache Kilometer! Und die zweite Steighilfe zu verwenden ist ein absolutes No-Go… falls sich das noch nicht herumgesprochen haben sollte.
Jedenfalls bin ich wieder in feuchtem Pulver auf den letzten 100hm auf den Längentaler, der Kollege vom Seeblas ist mir wieder abwärts entgegen gekommen. Nach kurzer Foto- und Trinkpause ging’s weiter zum Längentaljoch und über die Rinne stapfenderweise auf den Brunnenkogel. Eine Dreiergruppe war schon am Vormittag dort unterwegs und der Kollege vom Seeblas und Längentaler war mittlerweile auch stapfend zur Brunnenkogelscharte hinauf unterwegs – so hatte ich gute Tritte und hab die Steigeisen nicht gebraucht. Am Gipfel hab ich dann auf ihn aufgeschlossen. Ich find’s immer wieder lässig auf dem höchsten Punkt der Sellrainer und dem höchsten Punkt von St. Sigmund. Nach einem kurzen Gespräch über unsere weiteren Pläne hat sich Christoph (ich hoff, ich schreib’s richtig) mir angeschlossen und wir haben die Runde vom Brunnenkogel aus zusammen weitergemacht.
Unser nächstes Ziel war somit das Hinterbergl. Wie tief man dort einsackt, konnte man vom Brunnenkogel aus nicht abschätzen – ich hab aber eher dran geglaubt, dass es eine Wühlerei wird. Den untersten Teil sind wir noch mit Ski hinauf, und dann bei besten Stapfbedingungen (skischuhhoch in trockenem Pulver eingesackt) auf den Gipfel, wo wir schnell oben waren. Bei der Abfahrt haben wir’s auf den 80hm im Eiswandl auf den Ferner hinunter schön stauben lassen und sind weiter zum Fuße vom Lüsener (eingedeutscht) oder Lisener (Dialekt) Spitzl. Puh – ich war verdammt froh, dass wir uns nun mit dem Spuren abwechseln konnten, der frischeste war ich schließlich nicht mehr und die obersten 10 bis 20cm der Schneedecke waren mittlerweile ziemlich weich und nass. Vom Spitzl ging’s klassisch zur Plattigen Wand und in sulzigen (aber nicht sumpfigen) Bedingungen bei viel Schnee über den Rotgratferner zum Skidepot des Fernerkogels und bei noch viel mehr Schnee bei allerbesten Stapfbedingungen zum letzten Kreuz des Tages. Wie der Brunnenkogel ist auch der Fernerkogel immer wieder was besonderes – egal, wie oft man schon oben war.
Bei erstaunlich guten Schneebedingungen sind wir wieder über Plattige Wand und Mauer hinunter. Bis ca. 2300m lag der Sulz auf kompakter Unterlage und hat noch nicht gebremst (17 Uhr!). Drunter war es dann schon ziemlich weich, kompletter Sumpf erst unterhalb von 2050m. Auf 1900m haben wir schließlich wieder die Ski auf den Rucksack geschnallt und sind auf dem frisch gerichteten Steig zurück zu den Radln und angenehm zu den Autos zurückgerollt.
Eine Wahnsinns-Runde mit acht 3000ern, lässigen Gipfeln und lässigen Anstiegen die die wohl schönsten Skitourenberge in den Sellrainern verbindet! Vielen Dank Christoph für die feine Begleitung!
Ich hatte heute das GPS der Uhr durchgehend mitlaufen und hab so ein feines Übersichtsbild der Runde. Ich hab eine Ambit 2, da hält leider der Akku nur relativ kurz mit GPS bei höchster Genaugkeit. Ich hab dafür mittlerweile eine Lösung gefunden: Uhr in den Rucksack und an einen kleinen, mobilen USB-Zusatzakku anschließen (lädt schneller, als GPS Energie frisst), dann kann man sie auch für weite Sachen und vor allem zur Höhenmeterberechnung heranziehen.
Der eigentliche Express wär ohne Schöntalspitze und Hinterbergl.
Wahnsinn…!!
Da stellt sich nur die Frage, wo war dei Hund?! ;-)
Beeindruckende Runde und wie immer ebensolche Fotos. Aber lass die Flex zuhause. Die Freiheit eine eigene Spur zu legen hast du genauso wie alle anderen. Und wer eine so schöne Landschaft nutzen kann, soll sich nicht ärgern sondern anderen auch ihren Spass lassen.
Top Leistung Lukas !!!
Das macht dir so schnell keiner nach !