Im Zuge des Bergrettungsdienstes haben wir die Teilnehmer des 24 Stunden Marsches auf ihrer Runde begleitet. Wir sind am Freitag dem 24. Juni um 18 Uhr in St. Sigmund gestartet. Die heurige Route führte auf Wanderwegen nahe der Dörfer bis nach Sellrain, von dort zur Potsdamer Hütte (wo es uns anständig eingewassert hat), weiter zur Almindalm, Seigesalm, über das Windegg zur Juifenalm. Die zweite Hälfte der Strecke geht weiter zum Kundlhof, nach Praxmar auf die Lampsenspitze zur Pforzheimer Hütte. Das Ziel mit Ansprachen, Nadelverleihungen und gemütlichem Ausklang war – wie bei den ersten beiden Auflagen des Marsches – die Gleirschalm.
Die ursprünglich geplante Strecke musste aufgrund der Schneelage am Anstieg von der Potsdamer zum Roten Kogel abgeändert werden und die Mitnahme des Sellrainer Höhenweges ging sich heuer zeitlich nicht aus. Darum liegen die tatsächlich zurückgelegten Höhenmeter etwa 10% unter den angegebenen.
Zu erzählen gäb’s von dem – schlussendlich mit Vorbereitung und Beisammensein am Ende doch um einiges über 24 Stunden langen – Tag natürlich viel… für mich ist folgendes herausgestochen:
- Für eine Runde von dieser zeitlichen wie örtlichen Länge ist nicht ein exzellenter Trainingszustand ausschlaggebend. Es ist eine (wie schon von mir bei perönlichen Ultratouren erwähnte) reine Kopfsache. Wer (halb-) regelmäßig wandert, Berg geht oder läuft und die nötige Trittsicherheit und Schwindelfreiheit für Bergtouren auf markierten Steigen aufweist, der kann den Marsch ebenfalls bewältigen. Wenn noch die Tagesverfassung stimmt, steht nichts im Wege. Der persönliche Biss muss aber vorhanden sein. Den hat man oder man hat ihn nicht – mehr kann man dazu nicht sagen.
- Immens wichtig ist das richtige Schuhwerk: Knöchelhohe Bergschuhe (mit steifer Sohle) erweisen sich für den Großteil als schlecht oder gar vollständig ungeeignet. Das Hauptproblem dabei ist zum einen, dass damit das Abrollen der Füße kaum möglich ist – die Muskulatur ermüdet viel schneller. Dazu kommt die mangelnde Dämpfung (vor allem am Asphalt und auf Fahrwegen), was man meist erst nach Stunden an den ersten, auftretenden Gelenksschmerzen merkt und die Tour gegen Ende zur Qual werden lässt. Wegen der viel zu großen Steifigkeit von „festen“ Bergschuhen bewegt sich der Schuh zeitlich nicht synchron zu der Bewegung des Fußes, dadurch entsteht das für Bergschuhe charakteristische Sohlenbrennen bei weiten Touren und die Blasenbildung wird gefördert. Am besten bleiben nach wie vor Trailrunning Schuhe mit weicher, biegbarer Sohle (wichtigstes Merkmal!) und einer (auf weichem Untergrund) wesentlich griffigeren Außensohle im Vergleich zu Bergschuhen (das aggressive Stollenprofil wie z.B. bei der Contagrip eines Salomon Speedcross oder die Vibramsohle der Dynafit Feline Serie hält auf weichem Untergrund wesentlich besser als die glatten Leisten eines Bergschuhprofils!). Da man bei so weiten Runden in Gebirgen mit silikatischem Ausgangsgestein auch zwangsläufig oft über Bachln muss, ist eine Goretex im Laufschuh ein Muss. Auch Stöcke bleiben essentiell und die regelmäßigen Pausen mit Verpflegung bilden ebenfalls eine Grundlage für die Bewältigung einer solchen Strecke.
- Die Einschätzung einiger Teilnehmer: Der Marsch zieht einige Menschen an, die ebenfalls 24 Stunden Märsche im Flachland oder Hügelland bewältigen. Es existiert eine große – um nicht zu sagen riesige – Diskrepanz zwischen einer langen Wanderung, die auf Wegen und Waldboden führt und einer solchen wie unserem 24 Stunden Marsch, wo man sich auf „Felsbrockensteigen“ mit wesentliche steileren An- und Abstiegen fortbewegt. Die zehren nämlich immens an der Konzentration und Trittsicherheit. Leider sind sich dessen einzelne Teilnehmer, meiner Einschätzung nach, nicht bewusst. Dazu kommt, dass die Höhenmeter hinter die Kilometer gestellt werden bzw. dass das Einschätzungsvermögen für Aufstiegshöhenmeter fehlt. Wie gesagt, nur vereinzelt.
Unterm Strich war es eine sehr lässige Veranstaltung mit neuen Bekanntschaften, langen Fachsimpeleien über alle möglichen (Berg-) Themen aber auch Zeit zum ruhigen Sinnieren, einer tollen Truppe, für meinen Geschmack genau das richtige Tempo und Ausmaß von Pausen, exzellenter Verpflegung, toller Landschaft und einer durchdachten Organisation. Respekt an jeden Teilnehmer.
Fotos und folgende Informationen zur nächsten Auflage 2017 gibt es auf der Facebook Seite des Sellraintaler 24 Stunden Marsches.
Gotthard – der neue Pächter der Juifenalm – war der erste, der den Stubaier Höhenweg in einem Zug von der Schlick in die Schlick gemacht hat, mit 18 Jahren. Er hat dies zweimal wiederholt. Ich hab ihn um ein gemeinsames Foto gebeten. Hier der Eintrag von unserer unter 24h Begehung.
Super Bericht, tolle Fotos, einzigartige, hervorragend organisierte Veranstaltung!! Freu` mich schon auf nächstes Jahr! :-)
Wie immer super Bericht!
Deine Fotos auf der FB-24er-Seite sein a Hammer!
lg
Christian
Hallo Lukas!
Meine Einschätzungen decken sich mit den deinen. Ich hatte Bergschuhe mit einer zu harten Sohle und das ist fatal, zumindest der letzte Abstieg von der Pforzheimer Hütte hat mir einiges abverlangt
Danke für die deine Begleitung und die netten Gespräche, danke an alle Begleiter und Organisatoren, es war super.
lg
Martin
PS: Die Verpflegung war der Hammer!!!!!!!!!
Wenn du mit Stirnmoränen das meinst was ich meine das du meinst, dann meine ich, dass das eher ein Blockgletscher ist.