Unser Trip durch einen vergleichsweise winzigen Teil der Anden ist Geschichte und ich habe die Aufarbeitung der gesammelten Daten großteils abgeschlossen. Zeit, ein paar Ausschnitte davon zu teilen.
Warum „Transandes16“? – Ganz einfach: Wir haben das Gebirge von der sich stark unterscheidenden West- und Ostseite gesehen. Außerdem eignet sich das Wort als kurzer, prägnanter Hashtag unter dem ich die Instagram Fotos dazu sammeln konnte ;-)
In diesem Artikel geht es um grundlegende geographische wie alpinistische Basics, um die weiteren Einträge nachvollziehbarer zu gestalten:
- Die Anden sind das längste (7500km, praktisch über den gesamten südamerikanischen Kontinent von Venezuela bis Patagonien) der Erde und das höchste außerhalb Asiens
- dementsprechend ist die Vielfalt an Bergen, Fauna, Flora, geologisch, Menschen und deren Lebensweisen extrem hoch – und die Berge stehen in allen denkbaren Klimazonen.
- häufig anzutreffen sind erloschene wie aktive Vulkane
- ebenso Minen: wo bspw. Bauxit, Silber, Kupfer, Schwefel und Bimsstein abgebaut wird
- hier gibt es die einzigen über 6000m hohen Berge außerhalb Asiens (einzige Ausnahme Mt. McKinley in Nordamerika)
Der für’s Skitourengehen interessante Teil liegt in Chile und Argentinien zwischen 33° Süd und 41° Süd (Vergleich: Innsbruck liegt auf 47°N; was natürlich nicht heißt, dass man in den übrigen Regionen nichts mit Ski machen kann, vor allem weiter südlich gäbe es genug Schnee. Weiter nördlich gibt es auch Möglichkeiten: siehe die von Reiseveranstaltern häufig angebotenen Skitourenreisen zu den tropischen 6000ern in Bolivien und Peru). Diese Abgrenzung fußt auf der Tatsache, dass es weiter nördlich meist zu trocken ist, um eine skitaugliche Schneedecke zu bilden (außer eben auf den höchsten, vergletscherten Bergen), weiter südlich stellt der Wind und das Wetter den Spielverderber dar. Außerdem findet man in diesem Bereich die meisten Straßen (meist: Schotterwege zu Minen oder Skigebieten), die einen an den Fuß der Berge bringen. Die Erreichbarkeit limitiert eine Unternehmung unter Umständen stärker als alles andere.
Der Bereich zwischen 33°S und 41°S lässt sich im Norden auch durch die Städte Mendoza in Argentinien und Santiago in Chile bzw. Bariloche und Puerto Montt abgrenzen.
Grundsätzlich gilt in diesem Bereich:
- Je weiter nach Norden, desto trockener – je weiter nach Süden desto feuchter.
- Je weiter westlich desto feuchter, je weiter östlich desto trockener.
- Je weiter nach Süden, desto häufiger starker Wind.
- Je weiter südlich, desto dichter werden die Wälder – hier kommt auch eine für’s Skifahren ziemlich beschissene Bambusart vor. Wobei es in den Central Andes noch keine Wälder und auch sonst nur wenig Grün gibt.
- Je weiter nach Süden, desto weniger hoch sind die Berge.
Die Anden sind in diesem Bereich (33°S – 41°S) von 950km Luftlinie durchwegs etwa 130km breit. Man sieht auf dem folgenden Bild auch schön, dass es weiter nördlich sehr trocken wird und die großen, patagonischen Eisschilde ganz im Süden – sowie die feuchte, grüne Seite westlich der Berge (Chile) und die trockene östlich davon (die wohlbekannte „Pampa“, Argentinien).
Eingeteilt wird dieser Bereich von 950km von Nord nach Süd nochmal in:
- High Andes & Central Andes (Bereich Aconcagua, genau zwischen Mendoza und Santiago, sehr trocken, oft zu wenig Schnee um Ski zu fahren, einige 6000er, Skitouren wegen des Windes meist nur lohnend bis etwa 4500m, drober oft aper weil vollkommen abgeblasen, im Frühjahr bereits leichte Büßerschneebildung)
- Seenregion: an der West- wie Ostseite der Berge sind – für europäische Augen – riesengroße Seen glazialen Ursprungs in Massenware eingebettet. Hier gibt es auch viele, oft freistehende, Vulkane und die bekannten Araukarienbäume.
Für’s Tourengehen relevant:
- Lawinen sind kaum ein Thema: Meist nur nach Neuschnee und Stürmen. Schwachschichtbildungen kann man praktisch nur im nördlichsten Abschnitt dieses Bereichs zwischen 33° Süd und 41° Süd in den höchsten Schattseiten beobachten.
- Lawinenwarndienst, Bergrettung, Flugrettung o.ä. gibt es natürlich nicht. Mit Glück kann es möglich sein, dass ein paar Bergführer sich zusammentun und einem zur Hilfe „eilen“.
- wie beschrieben: die Erreichbarkeit der Berge und der Wind stellen die Hauptprobleme dar.
- Einheimische, die Ahnung vom Bergsteigen haben, sind sehr, sehr, sehr rar gesät. Es gibt UIAGM Bergführer, doch die meisten, die sich als guía de montaña bezeichnen, sind auf einem Wissens- und Könnensstand wie bei uns ein Wanderer, der zum ersten mal aus dem Flachland in die Berge kommt und schon gelernt hat, die Höhenlinien einer Karte zu lesen.
- Kartenmaterial gibt es kaum und nur in sehr schlechter Qualität
- Skitragen gehört fast immer dazu – je nach Gebiet nicht unbedingt wegen Schneemangel – aber wegen der pickelharten Schneeoberfläche, die der Wind erzeugt.
- Eisenbahn gibt es nicht. Dafür existiert dort ein Fernbusnetz in mindestens gleicher Qualität.
- Sicheres Skifahren auf einer ruppigen, extrem unregelmäßigen, vereisten Schneeoberfläche sollte zum Standardrepertoire jedes Aspiranten gehören.
- der Wind kommt praktisch immer aus Westen. Föhnige Erscheinungen sind häufig (Wolkenformen, Temperaturanstieg, …). Am stärksten wirkt sich der Wind auf die Niederschlagsmenge aus: Während es auf der chilenischen Seite häufig regnet und schlechtes Wetter hat, fährt man über eine Passstraße nach Argentinien und innerhalb von maximal 50km wechselt das Wetter über bewölkt und aufgelockert auf (fast) wolkenlos mit strahlendem Sonnenschein.
Der erste Artikel über unsere Touren folgt in Kürze.