Platte(i)n
Bauern, Bergler und Sonnenanbeter
entwickeln alljährlich im Sommer Hassparolen gegen die Meteorologen des Landes. Nachvollziehbar aber sinnlos: Die Leute am anderen Ende der Leitung tun ihr bestes. Das Wetter im Sommer in Mitteleuropa in der gewünschten Genauigkeit vorherzusagen, bleibt in den meisten Fällen schwer möglich bis unmöglich. Warum? Studenten, die Bauern und Bergler zugleich sind, erklären in einfachen Worten:
Im Winter sind die Druckunterschiede zwischen Hoch und Tief wesentlich stärker ausgeprägt, Niederschlag fällt vornehmlich aus Fronten. Im Sommer gibt es meist nur schwache Druckgegensätze und konvektiver Niederschlag der sich an Ort und Stelle ausbildet (Quellwolken), ist für den subjektiven Eindruck von schiachem und schianem Wetter verantwortlich.
Die Meteorologen würden sich das Leben wohl leichter machen, wenn sie mehr Ursachen erklären als unsichere Prognosen zu erstellen und vor allem immer drauf hinweisen, dass man Wettervorhersagen bei vielen Wetterlagen im Sommer noch und vermutlich noch lange nicht so genau machen kann, dass man „Regen-kein Regen“ (das einzige was für den Großteil der Bevölkerung zählt) vorhersagen kann. Am besten wäre, keine Vorhersage zu bringen wenn die Unsicherheit zu hoch ist oder immer explizit dazuzusagen, dass man’s eigentlich nicht wirklich einschätzen kann.
TT: Tattermandl-Time
Vergleich
„Wenn’s so weitergeat, Bua, sein die Gletscher bei ins in zehn Johr weck, nit erscht in fufzg.“
Bunte Berge
In der Regenzeit beschäftigen wir uns nicht am Feld und statt der Bergpraxis mit der Bergtheorie:
Da muss der Bauer die Schuld weder beim Meteorologen noch bei sich selbst suchen. Das Problem ist systembedingt. Heuernte im niederschlagsreichsten Monat(en). Wenn man Grünlandwirtschaft im Alpenraum betreibt allerdings auch alternativlos. Früher gab es diverse Trockengestelle die in jedem Tal anders bezeichnet wurden, heute gibt’s Siloballen und Trocknungsanlagen.
Wenn‘s heut die Heuernte verregnet gibt man die Schuld den Meteorologen und dem Klimawandel, Früher gab man die Schuld der Wetterhexe. http://geschichtedergeologie.blogspot.co.at/2014/05/hexenzauber-und-die-kleine-eiszeit.html
Nachdem weder regelmäßiger Kirchgang, Beichte, Ablasszahlungen die sommerlichen Unwetter verhindern konnte und irgendwann befürchtet wurde, dass das einfache Volk den auf Latein vorgetragenen Senf in der Sonntagsmesse hinterfragt, musste ein Schuldiger gefunden werden; die Hexe. Als dann noch die Kleine Eiszeit hereinbrach, was für die Bauern zur verregneten Heuerten eine weitere Existenzbedrohung darstellte, ging der Hexenwahn erst richtig los. Das Wetter als Zauber und göttliche Strafe. Allzu menschliche Gedanken wie Neid, Habgier, sexuelles Verlangen waren lt. Kirche vom Teufel oder von Hexen und galten als Beweis, dass das Böse allgegenwärtig ist.
Die armen Menschen, die der Wetterzauberei beschuldigt wurden, hatten nichts mehr zu lachen.
Zum googlen: „Kleine Eiszeit Hexen“
Wenn sich jetzt der Vergletscherungszustand einstellt, wie er vor der Kleinen Eiszeit war, so ist das für uns Wintersportler bitter. Eine Katastrophe ist es meiner Ansicht nach nicht. Auf Grund von zu vielen Wechselwirkungen, sich in Summe verstärkenden, oder sich gegenseitig aufhebenden Effekten glaube ich nicht an die Vorhersagbarkeit, wie es in dieser Hinsicht in den nächsten Jahren weitergeht. Unstrittig ist die Erwärmung in den letzten 100 Jahren und ein gewisser menschenverursachter Anteil daran.
Wenn die Bauern und Bergler keinen Wetterbericht hätten, auf den sie schimpfen könnten, wären sie am Ende noch selbst schuld, wenn sie nass werden ;)