Die Weißkugel stand schon lange auf unserer Skitouren-Todo-Liste. Ist sie doch mit 3739m der dritthöchste Berg Österreichs und nur minimal kleiner als Wildspitze und Glockner. Daneben kann man sie bei fünf Routen als Tagesskitour besteigen. Zweimal von österreichischer Seite (Rofenhöfe, etwas umständlicher vom Kaunertaler Gletscherskigebiet) sowie drei mal von Südtiroler Seite (Matschertal, Langtauferer Tal und von Kurzras über das Schnalstaler Gletscherskigebiet).
Auf Einladung vom Langtauferer Hof sind wir in der ausklingenden Saison über den Reschen in eines der wohl schönsten Täler der Ötztaler Alpen gefahren um uns die Weißkugel-Route von Melag aus anzuschauen.
Die Saison 2017/18 war besonders in dieser Gegend extrem schneereich und obwohl von Anfang April mehr oder weniger „Sommer“ herrschte, lagen vor allem in mittleren und den hohen Lagen noch gewaltige Schneemengen. Vor allem in Hinsicht auf den Charakter dieses inneralpinen Trockentales (man bedenke, dass der Vinschgau zu den trockensten Gebieten der Alpen zählt) war der vergangene Winter außergewöhnlich.
Für unsere Weißkugel-Tour über den Langtaufererferner konnten wir die Ski noch nach den Feldern direkt hinter dem Parkplatz anlegen. Und apropos Krokusse: Ich hab schon viele Fotos der Krokuswiesen aus dem Langtauferertal gesehen, doch derart fasziniert war ich selten. Warum es dort derart viele Krokusse gibt – darauf habe ich leider noch keine Antwort gefunden.
Die Tour an sich gestaltete sich ganz nach unserem Geschmack. Weit, mit viel schönen Skihängen und ganz oben noch ein paar hundert Höhenmeter lässig steil. Die Abfahrt oben in dem ziemlich steilen Osthang grad recht weich, dann firnig und weiter unten sind wir bereits Ende April (!) auf flächigen Sommerfirn gestoßen.
Was mich persönlich aber an dem Tal am meisten entzückt hat, ist die von Gletschern und Menschen geformte Landschaft und wie toll das Skitourengelände dort ist. Da das Tal Ost-West verläuft, kann man auch super zwischen direkt schattseitig und direkt sonnseitig die Touren auswählen. So hat man viel besser die Möglichkeit, sich den guten Schnee zu suchen und gleichzeitig Problembereichen in Hinblick auf die Lawinengefahr viel besser ausweichen zu können. In den Nord-Süd verlaufenden Tälern ist dieses Privileg nicht so stark ausgeprägt. Schaut ein Hang nach Ost oder West ist er meist in Bezug auf die Lawinengefahr aber auch Schneequalität halt nicht Fisch und nicht Fleisch.
Mich hat vieles an unsere Heimat erinnert, das Sellrain und das Langtauferer-Tal spielen wohl in einer Liga was die Skitourenmöglichkeiten betrifft.
Übernachtet haben wir also im Langtauferer Hof. Ein gewaltiges, neu renoviertes 4*-Hotel im hinteren Talbereich. Perfekter Ausgangsort für einen Großteil der Skitouren dort. Bewirtschaftet von Seniorchef Sepp, Juniorchefin Martina und ihrer Familie Thöni. Sepp ist ein richtiges Urgestein wie man sie aus den Tälern kennt. Er kennt jeden Stein, weiß wann man am besten wohin geht und schaut auch selbst, dass er möglichst viel auf Skitour kommt. Zusammen haben sie einen großen Wurf gewagt: Die Existenz weiter aufzubauen und ganz auf Qualität zu setzen. Egal ob für Wintersportler oder für Erholungssuchende im Sommer. Da man auch aus einer ähnlichen Konstellation mit Familienbetrieb in einer touristisch ruhigeren Gegend kommt, kann man die Arbeit und das Herzblut dahinter sehr gut nachvollziehen. Doch das ist eine andere Geschichte. Wir konnten’s uns einfach gut gehen lassen und haben wirklich „residiert“. Echt toll, wie professionell mit Liebe für’s (Bergsteiger-) Detail Familie Thöni das Hotel führt und was man alles geboten bekommt. Und dabei ganz und gar ohne die familiäre Atmosphäre zu verlieren – was dem Ganzen das besondere Etwas verleiht. Das kenne ich auch von unseren Gästen, die diesen Aspekt ihres Urlaubs immer wieder hervorheben und in der heutigen Zeit großen Wert darauf legen.
Und das Konzept zeigt bereits gewaltigen Anklang – schon allein wie begeistert auch die anderen Gäste waren mit denen wir während unseres Aufenthalts gesprochen haben.
Als tollen Abschluss habe ich für die einquartierten Tourengeher-Kollegen meinen Vortrag „Praktische Nivologie – was man über Lawinen wissen muss“ gehalten und mit vollem Bauch und einer tollen Tour in Erinnerung sind wir heimwärts. Auf Wiedersehen, lässiges Langtauferertal und Danke für die Gastfreundschaft im Langtauferer Hof. Wir kommen in der kommenden Saison wieder für Bärenbartkogel, Freibrunner Spitzen und Co!