Die vier Wochen der „grünen Berge“ sind vorbei. Langsam werden sie von oben nach unten wieder gelb, rot, braun, grau. Der Herbst hält Einzug. Die ersten Schwalben sammeln sich schon in St. Sigmund. Die Bauern werden ob des noch nicht gemähten Groamets langsam nervös. Die September-Sonne ist schließlich nicht mehr mit der August-Sonne vergleichbar. Zum Trocknen von nassem Gras sind die Nächte schon verdammt lang und die um ein paar Grad tieferen Temperaturen, respektive die niedrigere, maximal aufnehmbare Luftfeuchtigkeit in Gramm/Kubikmeter machen es einem in der ersten Septemberwoche schon viel schwerer, das Zeug in in den kurzen Zeitfenstern mit stabilem Wetter trocken genug zu bringen.
Die Zeit vor den ersten, markanten Schneefällen ist die Zeit der alljährlichen Prozession zu unseren Sellrainer Toteisfeldern um ihre Veränderung zu begutachten. 1 – 2 Meter an Mächtigkeit rinnen jährlich den Bach runter, über die gesamte Fläche!
Die Prozessionen zu den Gletschern gibt es übrigens schon hunderte von Jahren. Nur betete man früher am Eis, damit die Gletscher kleiner werden. Jetzt gehen sie endlich zurück und es ist auch nicht recht. Da soll sich einer auskennen…
Kraspes
Dafür bilden sich teilweise neue, geomorphologisch interessante Dinge auf ihren Resten aus. Hier ein Blockgletscher der sich erst in den letzten Jahren auf den Resten des Zwieselbachferners gebildet hat und über diesen langsam hinunterfließt.
Im Detail
Breiter Grieskogel. Als ich vor 7 – 10 Jahren zum ersten Mal die meisten der Sellrainer Gletscher erblickt habe, gab es noch ein paar relevante und große Spalten und zwei kleine Gletscherbrüche. Jetzt gibt es keinen Gletscherbruch mehr in den Sellrainer Bergen und kaum noch Spalten.
Der Längentalferner
Paul begutachtet das riesige Nährgebiet des Kraspesferners
Und auch dieser junge Mann auf Sommerfrische in Tirol hat am Kraspesferner seinen ersten Gletscher betreten. Wenn er dort das nächste Mal sein wird, wird es den Ferner wahrscheinlich nicht mehr geben.
Dafür bleiben sonstige, interessante Dinge zurück.
Ein etwas älterer, noch aktiver Blockgletscher am Gleirschjöchl
Ein uralter, fossiler Blockgletscher im Talboden des Zwieselbachtales der bereits über weite Bereiche vom Bach abgetragen wurde.
Bachfallenferner im Hintergrund.
Wenn die Gletscher einige tausend Jahre abgeschmolzen sind, dann sieht man nur noch ihre Moränen – wie hier rechts der ehemalige Rossgrube-Gletscher. Seine Zunge hat während des Gschnitz Stadial s vor etwa 13.000 Jahren rechts neben der Sonnbergalm die tiefe Furche mit den markanten Seitenflanken ausgeschürft. Übrigens: Die Erika-Blüte (Tirol: „Hoadach“) ist derzeit auf ihrem Höchststand. Man sieht dadurch auf diesem Bild wo bis vor 50 Jahren gemäht wurde. Für mich viel schöner als die Alpenrosenblüte im Frühjahr. Nebenbei wächst zwischen dem Hoadach das Beste der Vaccinien (Granten und Moosbeeren)
Vor allem im Bereich Krimpenbach ist die Hoadach-Blüte gewaltig – leider auf einem Foto zur auflichtigen Mittagszeit nicht wirklich gut erkennbar.
In 50 Jahren gibt es vom linken bis zum rechten Bildrand nur mehr Häuser und ein paar Drohnen-Landeplätze dazwischen.
Das Top-1 Naherholungsgebiet der Innsbrucker Studenten.
Der vielleicht meistfotografierte Baum Tirols mit dem schönsten Dorf Tirols im Hintergrund.
Welch unentdeckte und unbekannte Schönheiten es doch gibt!
… im Tal des Waldes
Wald, Wald, Wald soweit das Auge reicht.