06.02.2020 | SchneeReport Kühtai-Sellraintal Pulver, Sonne, Kruste | #4 19/20

06.02.2020 | SchneeReport Kühtai-Sellraintal Pulver, Sonne, Kruste | #4 19/20

Lesezeit: 8 min

Neuschnee

Seit dem 27.01. hat es im Sellrain auf den höchsten Bergen knapp 1m an Neuschnee gegeben. Zuerst vom 27.01. bis 30.01. gute 30 cm und vom 02.02. bis 05.02. gute 60 cm. Vom 02.02. bis 04.02. schwankte die Schneefallgrenze aber um 2300m und dabei sind in Kühtai etwa 30 mm Regen gefallen. Die Gesamtschneehöhe zwischen etwa 1500m und 2100m hat sich damit kaum geändert. Zum Schluss ist nochmal eine Kaltfront mit massivem Sturm durchgezogen und hat Neuschnee bis ins Inntal hinterlassen.

Gesamtschneehöhe am 06.02.2020 in Tirol laut ZAMG-Snowgrid. Man beachte auch die Schneehöhen im Inntal rund um Hall-Absam-Mils. Bei diesen Wetterlagen gibt es in einem kleinen Bereich am Fuße des Bettelwurfs oft gewaltige Neuschneemengen.
Erste Pulvertour nach der einmonatigen Dürre am 30.01.
Der Wind war beim ersten Schneefall aber auch schon im Spiel

Wir haben aber trotzdem lässigen Pulver gefunden :)

Da alle Fronten aus W bis NW dahergekommen sind, gibt es in den Sellrainern einen Gradienten in der Neuschneemenge von NW nach SO. Am meisten Neuschnee liegt damit im Eck zwischen Sattele – Pirchkogel – Rietzer Grieskogel – Gaiskogel – Acherkogel, also rund um Kühtai. Am wenigsten rund um Lüsens. Wobei die Unterschiede maximal im Bereich von 20% liegen.

Gesamtschneemenge

In allen Höhenlagen liegt durchschnittlich viel Schnee für Anfang Feber.

Kühtai Station Längental, 1920m Seehöhe. Derzeit liegen dort ewta 115 cm Schnee. Man erkennt die starken Schneefälle von Mitte November mit neuen Maxima. Die erste Dezemberhälfte mit wenig Neuschnee. Markante Schneefälle um Weihnachten sowie die Dürre im Jänner. Ab Ende Jänner Neuschnee – Regen – Neuschnee.

Alpengasthof Ruetz – Die Unterkunft für Wintersportler mit ausgezeichnetem Restaurant im Sellrain

Schneequalität

Unterhalb 2300m findet man häufig die Regenkruste an der Schneeoberfläche wenn sie vom Wind freigeblasen wurde. Pulvrige Schwünge wechseln sich dann dauernd mit ruppigen Schwüngen ab. Foto: 06.02.

Es gibt über das kommende Wochenende oft guten Pulver. Durch den massiven Sturm wechselt die Schneequalität aber lokal mitunter stark.

Durch den Regen gibt es zudem eine recht markante Grenze in Sachen Schneequalität:

Oberhalb von etwa 2300m: Je nacj Angriffsfläche für den Wind findet man leicht verdichteten Pulver oder richtig windgepressten Neuschnee. In stärker besonnten Bereichen findet man über das Wochenende meist noch gesetzten Pulver, Schmelzbruchharsch sollte sich noch kaum entwickeln.

Unterhalb 2300m: In den abgeblasenen Bereichen findet man eine unregelmäßige, harte, ruppige Schmelzkruste. Wo diese nicht freigeblasen wurde, kommt man aber unter dem Neuschnee bei fast jedem Schwung auf diese durch. Zum Skifahren nicht so toll.

Altschneeproblem

Man erkennt bei Einzug der Kaltfront einen extremen Temperatursturz von +5 auf unter -5°C innerhalb von zwei, drei Stunden. Gleichzeitig geht der Regen in Schneefall über und der Windmesser friert ein. Perfekte Ausgangsbedingungen für eine neue Schwachschicht durch gm.4 – Kalt auf warm.

Das Potential ist sehr hoch für die Bildung einer dünnen, giftigen Schwachschicht durch das Gefahrenmuster „Kalt auf warm“ an der Grenze der Regenkruste (oder der Kruste die sich durch den feuchten Neuschnee noch ein Stück weiter oben gebildet hat) zum kalten Neuschnee aus der stürmischen Kaltfront danach. Allerdings gibt es bis jetzt noch keine Hinweise dass dies der Fall ist bzw. eine relevante Ausprägung erreicht hätte. Wenn sich daraus noch ein Problem entwickeln sollte, wird der LWD über avalanche.report sofort Informationen über die Ausprägung und die betroffenen Bereiche publizieren.

Vereinzelt findet man hingegen noch Stellen wo man Schneebrettlawinen in der aufbauend umgewandelten Altschneeoberfläche („Noppenpulver“, vor dem Neuschnee am 28.01.) auslösen kann. Betroffen sind sehr steile Hänge der Expositionen W-N-O in einem Höhenband von etwa 2200m bis 2800m. Vor allem dort, wo der Wind die Altschneeoberfläche nicht zerstören konnte und Bereiche die kaum oder nie verspurt werden.

Recht große, spontane Lawinen (abgegangen am 03.02. oder 04.02.) durch Neuschnee, Sturm und die aufbauend umgewandelte Altschneeoberfläche (Noppenpulver) als Schwachschicht. Gleirschtal. Foto vom 06.02.
Wir behalten das ganz, ganz genau im Auge. Foto: 02.02.
Schneeprofil mit einem vollständigen Bruch über den gesamten Block beim Stabilitätstest (ECTP25) in einer Schwachschicht, genauer die Oberfläche des ehemaligen Noppenpulvers. Inzwischen liegen hier 40 cm Neuschnee samt massiver Regenkruste darüber.
Am 01.02. durch Wintersportler ausgelöstes Schneebrett. Aufbauend umgewandelte Altschneedecke als Schwachschicht. Lampsenspitze. Foto: Stefan Zangerl

Fazit

Leicht gesetzten Pulver bei hohen Ausgangspunkten auf Standardtouren in der Sonne genießen – das würde ich am Wochenende machen.

Lampsenspitze 06.02.
Blick in das Schneeloch des Inntales. Man erkennt schon am Foto wie die Schneemenge vom Taleingang des Sellraintales (ganz links) bis zum Gnadenwalder Mittelgebirgs-Plateau zunimmt und dahinter im Unterinntal wieder abnimmt.
Juhu :) Endlich wieder.

Noch ein paar alte Fotos vor den Niederschlägen, als der Noppenpulver noch an der Oberfläche lag und keine Schwachschicht war

Wir haben die sicheren Bedingungen mit der teils grundlos-lockeren Schneedecke für ein nettes Rinnerl genutzt.
Und mussten uns recht mühsam durch den Noppenpulver kämpfen. Foto: Skibikehike.blogspot.co.at
Wir kommen näher

Saharastaub war über einige Tage in der Luft im Jänner.

Basti in seinem Element.

2 Gedanken zu “06.02.2020 | SchneeReport Kühtai-Sellraintal Pulver, Sonne, Kruste | #4 19/20

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