Hintergründe
Das Sellrain ist durch seine Ausgangsbedingungen der perfekte Ort für Skitouren. Durch die Geländevielfalt (hügelig bis alpin) aufgrund der Geologie, der per Auto erreichbaren Höhe (2000m), dem Optimalzustand aus Erschließung/Wildnis und der Schneesicherheit. Das gesamte Gebiet als Tagesaktion zu durchqueren, schwebt mir schon lange im Kopf. Daraus ist diese Tour entstanden. Man begibt sich dabei durch 9 der 10 Seitentäler der Sellrainer Berge: Dem Wörgetal ganz im Westen, dem Senderstal im äußersten Osten.
Die Strecke
Wörgetal – Hintere Karlesspitze – Mittertal – Wechnerscharte – Längental – Sulzkogel – Finstertal – Finstertaler Schartenkopf – Weites Kar – Weitkarspitze – Kraspestal – Zwieselbacher Rosskogel – Gleirschtal – Lampsenspitze – Praxmar – Roter Kogel – Fotschertal – Schaflegerkogel – Senderstal
Die Tour
Der März war heuer für lange Skitouren wetterbedingt ungeeignet. Jetzt habe ich den wohl letzten Tag dieser Saison genutzt, um die Durchquerung bei noch halbwegs sinnvollen Schneeverhältnissen durchzuführen. Ich starte um 04:50 am Parkplatz zum Eingang ins Wörgetal. Die Schneedecke ist trotz der seit gestern einsetzenden Hitzewelle dank der klaren, trockenen Nacht tragfähig verharscht. Für den Aufstieg durch den Wald liegt noch genug Schnee. Auf einem griffigen Deckel komme ich gut weiter zur Hinteren Karlesspitze wo das Kreuzlein heuer vollständig von Schnee verdeckt ist. Ich warte eine Weile auf den Sonnenaufgang, friere mir bei ziemlich starkem Südostwind mein Hinterteil ab und fahre bei knusprigen Verhältnissen ins Mittertal weiter. Es folgt der kurze Anstieg auf die Wechnerscharte. Weiter geht’s bei wenigen Knollen aber immer noch harter Schneedecke ins Längental, aber nur in der oberen Hälfte, dann gab es ausschließlich pickelharte Lawinenknollen in den Talboden hinunter. Nicht weit, dann geht es schon weiter auf den Sulzkogel. Über die Rinne zum Schluss kann ich ohne Steigeisen gut hinaufstapfen, oben geht immer noch recht starker Südostwind und die ersten Tourengeher kommen ebenfalls auf den Gipfel. Ich kann aber nicht auf den Firn warten und fahre weiter bei immer noch knuspriger Schneeoberfläche ins Finstertal. Recht flott geht es weiter auf den Finstertaler Schartenkopf, kurze Abfahrt ins Weite Kar und kurzer Anstieg – diesmal mit Steigeisen – auf die Weitkarspitze.
Der Gipfelhang der Weitkarspitze firnt nach 11 Uhr dann ein wenig bevor ich schon zum sechsten mal auffelle und den nächsten, kleinen Anstieg zum Zwieselbacher in Angriff nehme. Hier sind auch einige Leute unterwegs und ich bin zum ersten und für heute auch zum einzigen mal nicht allein auf einem Gipfel. Die Abfahrt über’s Walfeskar ins Gleirschtal ist dann top aufgefirnt. Im Gleirsch komme ich wie vorher kalkuliert beim Auffellplatz erstmals zu Wasser und die 2l-Flasche wird wieder voll gefüllt. Der Anstieg auf die Lampsen ist grad recht aufgefirnt und ich komme erstaunlicherweise (dem schneereichen Winter sei Dank) mit Ski problemlos bis auf’s Skidepot hinauf von der Gleirscher Seite.
Die Abfahrt von der Lampsen bietet am Hauptkorridor am frühen Nachmittag noch annehmbaren „Pistenfirn“. Ich komme mit Ski auf der Rodelbahn noch bis in den Talboden hinunter, felle wieder auf. Zuerst trage ich die Ski aber bis zur Aflinger Alm bevor ich meist durch den Sumpf durchbrechend auf den Roten Kogel weitergehe. Oberhalb der letzten Bäume nehme ich den abgeblasenen Rücken um skitragend zwischen Krokussen weiterzukommen und erst auf ca. 2500m erlange ich alte Aufstiegsspuren wo ich nur mehr selten durchbreche. Am Roten Kogel ist es in der Sonne des späten Nachmittags bei der Hitze von heute sehr angenehm. Nach einer etwas längeren Pause geht es bei Bruchharsch im Gipfelhang, weiter bei Sumpf oder schon Sommerfirn-ähnlichem Schnee zur Potsdamer Hütte und teils schiebend bzw. im Bindungs-Aufstiegsmodus hinaus bis zur Abzweigung zur Furgges Alm. Dort felle ich ein letztes mal auf und kann die Spurrinnen der Jäger-Gefährte benutzen ohne in die Schneedecke einzubrechen. Wider Erwarten komme ich direkt ab Ende des Fahrwegs auf alte Aufstiegsspuren zum Schaflegerkogel in denen ich ebenfalls nicht einbreche und kann in wenigen Zentimeter tiefem Firn gemütlich auf den letzten Gipfel aufsteigen. Am Schafleger bin ich dann vor Sonnenuntergang. Ich fahre gleich ab, bekomme voher von Moidl die Info, dass sie mich nicht bei der Kemater Alm abholen könne, weil der Schranken ins Senderstal verschlossen sei.
Zum Glück werde ich immer älter und komme schön langsam ins Ausdauer-Alter. Darum war’s mir komplett egal, noch das Tal zu Fuß hinaushatschen zu müssen. Der Bruchharsch vom Schafleger hinunter ins Senders – ebenfalls alles ostseitig und somit am Abend bereits länger abgeschattet – war mir dann weniger egal. Mit wenigen Schwüngen und vielem Hin- und Herrutschen ging’s dann auch noch. Die flache Strecke bis zur Kemater Alm musste ich wieder meist im Gehmodus der Bindung hinter mich bringen. Unten war es so warm, dass sich über die ganze Nacht kein Deckel mehr bilden würde und der Sumpf bestehen bleibt. Von den 5,5km hinaus bis nach Grinzens kann ich auf Schneestreifen am Rand noch ca. die Hälfte fahren. Ich schnalle die Ski auf den Buckel, die entgegenkommende Moidl spaziert mit mir noch eine knappe halbe Stunde bis zum Auto am Eingang des Senderstales. Nur meine Reibstellen, die ich zum ersten mal derart ausgeprägt nach einer Winterrunde habe (Hitzebedingt?) sind ungut. Bei Einbruch der Dunkelheit nach gesamt 15h 50′ sind wir beim Auto.
Gratulation Lukas
Traumhafte Bilder