21.11.2020 | SchneeReport Kühtai-Sellraintal | #1 20/21 Skitouren kaum möglich

21.11.2020 | SchneeReport Kühtai-Sellraintal | #1 20/21 Skitouren kaum möglich

Lesezeit: 11 min

Nach den intensiven Schneefällen von Ende September und dem verschneiten, kalten Oktober meint es Frau Holle nicht mehr so gut mit uns. Der November feiert das Comeback des stabilen Herbstwetters. Für Skitouren nützbarer Schnee ist leider Mangelware.

Markante Schneefälle im Herbst

Ende September gab es den ersten, intensiven Schneefall. Anfang Oktober eine Tauperiode mit Regen und Föhn. Mitte Oktober nochmals einen markanten Schneefall und Ende Oktober teilweise bis über 50cm Neuschnee. Am 03.11. hat es noch einmal bis ca. 3000m geregnet – damit ist wieder viel vom weißen Gold verloren gegangen.

27.10.2020, Axamer Lizum
27.10.2020, Pleisen
27.10.2020

 

Schneegrenze

Die Schneegrenze des kompakten Altschnees vom Herbst liegt dadurch mittlerweile sonnseitig bei ca. 2600m – 2800m. Schattseitig findet man den Herbstschnee bereits ab ca. 2300m.

Die Schneegrenzen der Altschneedecke sind durch ein paar Zentimeter Neuschnee vom 20.11. mittlerweile aber nicht mehr erkennbar.

Aktueller Vergleich zwischen Nord- und Südhang auf 2600m aus der Drohnenperspektive.

Schneemenge

Weit oben liegt durch die Herbstschneefälle durchschnittlich viel Schnee für die Jahreszeit. Weiter unten gibt es fast keinen oder gar keinen Schnee und damit eine unterdurchschnittliche Schneehöhe. Eine Grenze zwischen den beiden Bereichen ist kaum festlegbar, vor allem durch die starken Unterschiede in den Expositionen.

Schneehöhe laut MySnowMaps von Mitte November. Das Modell passt vor allem im Herbst ganz gut und berücksichtigt im Vergleich zu SNOWGRID der ZAMG die Exposition.
Pitztaler Gletscher, 2800m. Durchschnittliche Schneehöhe für Ende November. Im Sellrain schaut es auf der Höhenlage ähnlich aus. Der V-förmige Einschnitt Anfang November ist ein Messfehler. Man erkennt die drei starken Neuschneeereignisse Ende September, Mitte Oktober und Ende Oktober.

Schneequalität

Durch den Neuschnee vom 20.11. (5 – 10cm im Sellrain) liegt ein bisschen kalter Pulver auf einer Kruste der Altschneeoberfläche. Der Neuschnee ist allerdings negativ für die ohnehin schon extrem eingeschränkten Möglichkeiten mit Ski, da man leicht überzuckerte Steine nicht mehr sieht.

Die Kruste der Altschneeoberfläche unter dem bisschen Neuschnee ist meist hart und unregelmäßig. Durch die zwei Wochen mit überwiegend Schönwetter und klarem Himmel seit 06.11. ist die Regenkruste an der Oberfläche durch die Schneeumwandlung immer dünner geworden. Am 06.11. war sie noch durchgehend bis über 3000m tragfähig. Inzwischen findet man durch das Auflösen der Kruste von unten her aufgrund der Umwandlung oft schon Bruchharsch unter dem bisschen frischen Neuschnee.

Typische Schneeoberflächenbeschaffenheit vor dem Schneefall vom 20.11. Zwar meist hart und tragfähig aber unregelmäßig und ein Steinslalom.
Typische Schneeoberflächenbeschaffenheit vor dem Schneefall vom 20.11.
Typische Schneeoberflächenbeschaffenheit vor dem Schneefall vom 20.11.
Typische Schneeoberflächenbeschaffenheit vor dem Schneefall vom 20.11.
Typische Schneeoberflächenbeschaffenheit vor dem Schneefall vom 20.11.

Tourenmöglichkeiten

Ab 2300m – 2400m wäre die ein oder andere Tour schattseitig theoretisch machbar. Damit verbunden sind lange Tragestrecken, Bruchharsch oder eine unregelmäßige, harte Schneeoberfläche in der Abfahrt.

Für die Praxis relevant: In Kühtai laufen seit 19.11. die Schneekanonen. In wenigen Tagen sollte ein Aufstieg über die Dreiseenpiste und vielleicht sogar schon sonnseitig über die alte Kaiserpiste zur Grieskogelscharte von der Straße weg möglich sein. Allerdings wohl noch eine Weile mit Steinski und vor allem mit Helm bei vorsichtiger Abfahrt!

Interessant für die Abschätzung der aktuellen Schneelage sind die mehrmals wöchentlich aktualisierten Sentinel-Satellitenbilder. Hier vom 14.11.

Altschneeproblem

Wo ein geeignetes Brett über den Schwachschichten liegt, kann man bereits Brüche über den gesamten Block bei relativ niedriger Belastung erzeugen. Pirchkogel, 18.11.

Durch das anhaltende Schönwetter entwickeln sich markante Schwachschichten in der geringmächtigen Schneedecke. Ob und wie sich das Ganze nach einem Schneefall auswirken wird, lässt sich nicht vorhersagen. Die Voraussetzungen für den weiteren Winter bezüglich einer ausgeprägten, bodennahen Schwachschicht werden aber mit jedem wolkenlosem Tag schlechter. Mehr dazu im aktuellen SchneeGestöber.

Nach einem Schneefall der etwas mehr Neuschnee bringt, ist jedenfalls in schattseitigem Steilgelände höchste Vorsicht geboten!

 

 

 

 

Rückblick

Wo sich in steilen, südseitigen Geländekammern Schnee halten konnte, hat es Mitte November immer wieder mal dank der hohen Temperaturen sogar bei der derzeit tief stehenden Sonne gut gefirnt.

Firn auf schmalen Schneebändern in sehr steilen, südseitigen Rinnen am 15.11. im Gleirschtal
350 Höhenmeter gute Firnschwünge gab es immerhin…

Fazit

Am besten auf tieferen Bergen sonnseitig wandern gehen oder in Hochgurgl die Pisten für Skitouren benützen. Mit längeren Tragestrecken sind auch hochalpine Touren wie das Zuckerhütl über das Skigebiet oder die Wildspitze über das Skigebiet möglich. Die Schneequalität ist allerdings bescheiden und die Tragestrecken betragen 500+ Höhenmeter.

Fotostrecke Skitouren-Herbst 2020

Pirchkogel

Bei geringer Schneehöhe, dafür hoher Schneedichte und harter Oberfläche, ist selbst im Frühwinter viel möglich.
Der Steinslalom wär nicht so schlimm, nur die Stapfspuren der Wanderer…

Wir behalten die Entwicklung der Schneedecke genau im Auge.

Während ich des öfteren mit Ski am PK war, waren gleichzeitig oft dutzende zufuß oben.
Immer wieder hats sogar ein bisschen gefirnt.

Tschirgant

Einige Tage hat sich starker Oberflächenreif durch den Nigg-Effekt auf allen Bergen in schattseitigem, kammnahen Gelände gebildet.

Die Wanderer sind gute Models!

Zwei Tage danach
Neu Schneesprengmasten im Kühtaier Längental

Ein paar Schwünge Firn gab es sogar am PK hin und wieder zu ergattern.

Feldringer Böden

Vor dem Lockdown noch öfter mit Flex unterwegs.

Im Längental geht was weiter.

Die Steine wären schon ok, nur die Stapfspuren der Wanderer…
Im Lockdown nur mehr alleine…
Acherkogel

 

Zwieselbacher Rosskogel über Walfeskar

Schneebeginn für Ski genau bei der Pforzheimer Hütte
Bedenke wieder: Der Unterschiede zwischen Schneedichte und Schneehöhe machts aus.
Aber trotzdem fällts in die Kategorie „Erzwungene Skitour“. Aber die Schneeprofile warens definitiv wert! Und angenehmer als mit Bergschuhen war es auf wie ab ebenfalls…
Kraspesferner
Gleirschtal
Wieder viel Nigg-Reif
Gipfelaufbau
<3

Abfahrt mit Fantasie ebenfalls bis zur Pforzheimer Hütte.

 

Schneeprofile November 2020

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