Der von der Schneegrenze her zweitbeste Frühsommer für Skitouren der letzten Jahre wechselt endlich vom feucht-kühlen Schmudlwetter im Mai zu einigen, stabilen Tagen Anfang Juni. Wer früh unterwegs ist und sich Gedanken über sein Ziel macht, kann noch richtig lässige Sommerskitouren unternehmen.
Gesamtschnee
Die Schneemengen sind in allen Höhenlagen im Vergleich mit den letzten zehn Jahren deutlich überdurchschnittlich. Lediglich 2019 lag im Sellrain in allen Höhenlagen Ende Mai/Anfang Juni mehr Schnee.
Am Lüsener Ferner finden wir derzeit eine drei bis vier Meter mächtige, gut gesetzte Schneedecke. Auf einer Höhe von 2500 m immerhin noch 1 bis 1,5 m.
Neuschneezuwachs seit Ende April
Seit Ende April gab es großteils kühle, aber von den Niederschlägen nur durchschnittliche Wetterbedingungen. Zwischen der Axamer Lizum und Kühtai hat es in einem Monat etwa 130 – 150 mm Niederschlag gegeben. Oberhalb von 2300 m sind fast die vollen Mengen davon als Schnee gefallen. Zwischen 2000 m und 2300 m immerhin noch der Großteil davon. Auf den höheren Bergen gab es damit seit Ende April einen Neuschneezuwachs von mindestens 1,50 m.
2019 waren April und Mai deutlich kühler und schneereicher als heuer – auch die Schneefallgrenze lag öfter tiefer. Oberhalb der Waldgrenze lag im Mai 2019 teils über eine Woche lang eine frische, geschlossene Neuschneedecke die nicht mehr abschmolz.
Schneegrenze
Die Grenze der geschlossenen Schneedecke liegt schattseitig bei ca. 2000 m, sonnseitig mindestens 500 Höhenmeter höher – beide Angaben variierend nach Hangsteilheit. Eine für Skitouren nutzbare, fast geschlossene Schneedecke findet man mit 30.05. schattseitig ab 1800 – 1900 m.
In Lüsens kann man mit Ski hinten im Fernerboden wo der lichte Wald aufhört (ca. 1800 m) starten. In Praxmar bei der Schefalm (1900 m), im Kraspestal und im Gleirschtal auf etwa 1850 m. Am Rietzer Grieskogel im orographisch rechten Teil des Tales am Fahrweg mit einer Tragezeit von ca. 15 min vom Parkplatz.
Die Schneegrenze bewegt sich jetzt aber täglich schnell nach oben.
In Kühtai geht’s noch sonnseitig wie schattseitig mit Ski von der Straße weg. Sonnseitig nur mehr wenige Tage, schattseitig noch mindestens zwei, bei nicht allzu krasser Erwärmung vielleicht noch drei Wochen.
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Schneequalität
Zwischen 1800 m und 2000 m gibt es langsam Sommerfirn – die charakteristisch bucklige Schneeoberfläche ist dort gerade im Entstehen und wird nun rasch Höhenmeter für Höhenmeter weiter oben gebildet werden.
Oberhalb von 2000 m liegt noch der mehr oder weniger umgewandelte Neuschnee seit Ende April.
Oberhalb von ca. 2600 m in sehr steilen bis extrem steilen Nordhängen findet man kompakten, teils vom Wind hartgepressten Pulverschnee in dem man nicht einsackt.
Sonst gibt es in allen Höhenlagen und Expositionen Firn – oder seltener noch kaum umgewandelten Schmierpulver.
Je nach Bewölkungsgrad in der Nacht, Temperaturverlauf und vor allem dem Taupunkt, ist der Harschdeckel grad so vom unteren Schneebeginn an tragfähig. Firnt er auf, bricht man bis zumindest 2200 m hinauf meist recht schnell durch. Vor allem der Taupunkt – also die Luftfeuchtigkeit – ist leider um diese Jahreszeit selten niedrig genug, um in einer kurzen Juni-Nacht weiter unten einen richtig mächtigen Harschdeckel entstehen zu lassen.
Oberhalb von – je nach Temperatur – 2200 m bis 2500 m hingegen sollte man nach einer klaren Nacht zum richtigen Zeitpunkt guten Firn finden ohne durchzubrechen. Das Zeitfenster ist allerdings mit, den Tag für Tag steigenden Temperaturen eher kurz.
Man wird noch einige Zeit durchbrechen, da die mächtige Neuschneeauflage seit Ende April noch lange brauchen wird, bis sie sich auch langsam richtig verfestigt und sich damit in Richtung des kompakten Sommerschnees entwickelt.
Lawinengefahr
Hochalpin – also ab etwa 3000 m – kann frischer Triebschnee direkt während oder wenige Stunden bis maximal einen Tag nach der Windaktivität als kleines Schneebrett ausgelöst werden. Das sollte aber mit der Wetterprognose für die kommenden Tage kein Thema mehr sein.
Schattseitig oberhalb von ca. 2600 m ist die Schneedecke noch nicht vollständig durchnässt. Dort ist es denkbar, dass noch ganz vereinzelt Schneebrettlawinen in einer Altschneeschicht vom Winter abgehen können wenn die Durchnässung fortschreitet. Für die Tourenplanung aber kaum relevant.
Sonst handelt es sich bei der Lawinensituation in der ersten Juniwoche um eine Frühjahrssituation mit einem nur leicht ausgeprägten Tagesgang in der Lawinengefahr. Die markante Abnahme der Schneequalität im Tagesverlauf ist der weitaus schlimmere Teil.
Am meisten aufpassen muss man noch einige Zeit auf nasse Lockerschneelawinen die man in einer durchnässten Schneedecke im Steilgelände ganz leicht auslösen kann. Diese haben bei der momentanen Situation das Potential, riesengroß zu werden. Schneebrettlawinen lassen sich in einer bereits vollständig durchnässten Schneedecke nicht mehr leicht auslösen und spielen während der nächsten Zeit eine stark untergeordnete Rolle.
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Lukas Ruetz
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Fazit
Wer früh unterwegs ist, kann im Sellrain noch richtig lässige Skitouren Anfang Juni 2021 unternehmen. Die Skitragezeit bewegt sich zwischen 15 und 30 Minuten bei den hohe Ausgangspunkten und schattseitigen Touren. Sogar am Rietzer Grieskogel muss man die Ski nur eine Viertelstunde tragen.
In Kühtai kann man noch mindestens zwei Wochen mit Ski vom Auto aus starten: auf den Gaiskogel oder ins Finstertal zum Sulzkogel.
Aufpassen heißt es vor allem auf nasse Lockerschneelawinen und die rasch schlechter werdende Schneequalität im Tagesverlauf. Das Zeitfenster für den perfekten Zisch ist relativ kurz. Ausgefeiltes Expositions- und Höhenlagendenken umso wichtiger.
Die lohnendsten Skitouren im Tal derzeit
Senderstal: Gamskogel (Kemater Alm mit Auto inzwischen erreichbar)
Fotschertal: Nichts mehr.
Lüsenstal: alle Gipfel rund um den Lüsener Ferner, Längentaler Weißerkogel, Hoher Seeblaskogel, Winnebacher Weißerkogel.
Praxmar: Zischgeles
Gleirschtal: Alles ab der Pforzheimer Hütte in allen Expositionen.
Kraspestal: Alle Touren
Klammbachtal: Alle Standardtouren.
Kühtai & Finstertal: Alle Touren sonn- wie schattseitig.
Längental: Leider aufgrund des Staudammbaus gesperrt.
Mittertal: Wechnerscharte
Wörgetal: Weniger lohnend inzwischen.
Danke Lukas für deine kenntnisreichen Berichte und die vielen tollen Bilder. Im Moment hab i leider koi Zeit, aber wenn Ende Juni no lohnenswerte Touren möglich wären, dät i nach meinen schriftlichen Prüfungen gern kommen. Wann ist meist Ende für dich mit Skifahren im Sellrain?