Der Lüsener Ferner ist der größte Gletscher des Sellraintales. Wenn man an seiner Gletscherkante steht, bewundert man ein etwa 3,5 km² großes Gletscherbecken. Aber wie groß ist er eigentlich im Vergleich zu einer gängigen Größenordnung?
Noch gibt es eine Hand voll Gletscher im Sellraintal – aber ihre Tage sind leider gezählt
Mit dem Anstieg der Gleichgewichtslinie (also der Schneegrenze vor dem Einschneien im Herbst) von etwa 2850 m auf etwa 3200 m durch die Erhöhung der Temperaturen von durchschnittlich 2°C haben die Gletscher im Sellraintal allesamt ihre Nährgebiete verloren. Das Nährgebiet eines Gletschers ist jener Bereich in dem nie das Gletschereis sichtbar wird, es ist immer – auch im Sommer – von Schnee bedeckt. Der Schnee, der dort vom Winter übrig bleibt und den Sommer überdauert, bildet dann neues Eis nach einigen Jahren. Leider sind auf unseren Gletschern aber im Spätsommer vor dem Einschneien inzwischen kaum mehr Schneereserven vorhanden da die Schneegrenze eben durch 2°C höhere Temperaturen um etwa 300 m angestiegen ist. Unsere Gletscher liegen aber allesamt in einem Höhenbereich von exakt 3200 m bis etwa 2800 m. Die umliegenden Gipfel steigen dann noch ein bisschen höher bis maximal zum höchsten Punkt des Sellraintales von 3325 m auf. Damit sind die ehemaligen Nährgebiete der Gletscher zu Zehrgebieten geworden. Über die gesamte Fläche schmilzt nur mehr Eis im Sommer weg, aber keines bildet sich mehr neu.
Jeder einzelne Gletscher im Sellraintal ist inzwischen ein Toteisfeld ohne Nährgebiet. Ein Relikt aus den Zeiten mit geringfügig tieferen Temperaturen. Es dauert nur ein paar Jahre bis es verschwunden ist…. Bewundern wir sie – so lange sie noch da sind.