Die Schneemenge ist inzwischen deutlich unterdurchschnittlich für die Jahreszeit. Trotzdem sind eine Hand voll von Skitouren im Gelände machbar.
Schneemenge
Kleinvieh macht auch Mist
Seit Mitte November gibt es regelmäßig ein wenig Neuschnee – zuerst mit Schwerpunkt von Süden. Dadurch bildete sich ein gewaltiger Gradient in der Schneemenge von Kühtai zu Praxmar. Während in Praxmar Mitte Dezember 30cm Schnee lagen, war es im Bereich der Feldringalm nordwestlich von Kühtai nicht einmal die Hälfte. Zwar war nur wenig mit Ski machbar, aber ab 10.12. haben die ersten die Lampsenspitze angespurt und wenige Tage später war sie dann mit Steinski ganz gut machbar.
Um Weihnachten ist in der Höhe etwa 30cm Neuschnee von Westen dazugekommen. Dadurch sind mittlerweile einige Touren so halbwegs von der Schneemenge her machbar. Mehr dazu weiter unten im Artikel.
Ein Hoch auf die Höhenlage!
Der Niederschlag von Weihnachten ist bei uns oberhalb von 2300m ausschließlich als Schnee gefallen, oberhalb von 2000m noch großteils als Schnee. Unterhalb von 1400m ist der meiste Schnee durch den Regen und die extreme Wärme rund um Neujahr wieder abgeschmolzen. Zwischen 1400m und 1700m hat sich der Verlust an Schneemasse in Grenzen gehalten. Und zwischen 1700m und 2000m hat hauptsächlich die Schneehöhe durch die Setzung abgenommen, kaum aber die Schneemasse.
Das heißt bei der Höhe unserer Ausgangspunkte, dass das Weihnachtstauwetter nicht arg viel angerichtet hat – außer dass es optisch nicht mehr so winterlich wie Mitte Dezember wirkt. Die Rodelbahnen mit Startpunkt ab 1500m sind alle noch gut rodelbar (wenn auch natürlich hart und schnell mittlerweile).
Paradoxon: Eines der schneeärmsten Gebiete Tirols und gleichzeitig auch eines der schneesichersten
Das Sellraintal ist eines der schneesichersten Gebiete Tirols. Gleichzeitig fällt bei uns in einem durchschnittlichen Winter nur etwa halb so viel Schnee wie am Arlberg, auf der Innsbrucker Nordkette oder in anderen Staulagen. Wir sind eines der niederschlags- und schneeärmsten Gebiete Tirols. Die Schneesicherheit hat aber wenig mit der Neuschneemenge zu tun. Die Schneesicherheit liegt daran…
- Bei fast allen Wetterlagen kommt Schnee daher, meist halt nicht viel
- Die Ausgangspunkte und die Straßen gehen bis über 2000m hinauf und dort bleibt der Schnee dann auch bei Tauwetter liegen oder es schmilzt deutlich weniger Schnee ab als 1000m tiefer.
- Wenn es bei den warmen Westwetterlagen regnet, regnet es bei uns nur ein bisschen – während es in den West- oder NW-Staulagen schüttet und damit die Schneedecke dahinraffen lässt.
Oder wie es Rath Kristian aus dem Allgäu kürzlich ausgedrückt hat: „Wenig Schnee, dafür beständig.“ Das Wort „beständig“ bezieht sich dabei nicht nur auf „bei allen Wetterlagen gibts Neuschnee“ sondern auch auf „der Schnee der liegt, der bleibt auch.“
Am besten sieht man das momentan im Vergleich zum Allgäu: Dort gab es Mitte Dezember auf 1200m eine ähnlich mächtige Schneedecke wie bei uns auf 2200m. Aber dort ist der Schnee bis weit hinauf durch den Regen zu Weihnachten und die hohen Temperaturen wieder vollkommen verschwunden. Es grünt sogar wie um Ostern. Die Ausgangspunkte liegen dort liegen maximal um die 1000m Seehöhe. Dadurch ist an Skitouren praktisch nichts mehr machbar.
Das kann man sich kaum vorstellen, wenn man derzeit bei uns im Schnee sitzt und hinunter in den weißen Talboden schaut. Weiß ist halt weiß, auch wenn es natürlich auch bei uns mehr davon vertragen würde.
Schneequalität
Durch die Wärme findet man sonnseitig fast durchwegs Bruchharsch. Schattseitig gibt es teilweise Bruchharsch bis etwa 2300m hinauf (höchste Schneefallgrenze von Weihnachten). Unterhalb von 1900m war der Schnee in den letzten Tagen auch schattseitig feucht bzw. morgens hart und glatt – zumindest dort, wo gewalzt wird oder auf ausgetretenen Aufstiegsspuren.
Oberhalb der Waldgrenze ist der Schnee schattseitig aber großteils pulvrig und trocken geblieben – trotz einer Nullgradgrenze von 3300m am Neujahrstag! Warum? Das ist eine komplexere Geschichte.
Das Problem mit den pulvrigen Bereichen weiter oben besteht in der Schneemenge und der Umwandlung der Schneedecke über den gesamten Frühwinter: Man sackt dort wo es diesen brauchbaren Pulver geben würde, immer wieder bis zum Boden bzw. zu den Steinen durch.
Machbare Skitouren
Von der Schneemenge sind inzwischen bei uns folgende Geländetouren machbar:
- Lampsenspitze: Man findet am Hauptkorridor eine ausgefahrene Piste. Teilweise recht buckelig aber gut fahrbar. Steine erwischt man mit offenen Augen keine mehr. Die sind alle bereits herausgefahren und gut sichtbar. Die Schneequalität ist auf dieser „Piste“ sogar besser als auf allen echten Pisten der Skigebiete derzeit – weil ausschließlich Naturschnee und kein grausiger Kunstschnee. Abseits des Hauptkorridors sackt man häufig bis zum Boden durch, nicht zu empfehlen. Im unteren Bereich bleibt man am besten auf der Rodelbahn.
- Grieskogelscharte
- Mitterzeigerkopf/Kreuzjoch: Der Aufstieg geht im unteren Teil über die Normalroute. Man muss aber mehrmals über offene, kleine Bäche drüber. Die Abfahrt ist im oberen Bereich ok, die Schneequalität aber meist schlecht. Im unteren Bereich muss man auf Steine aufpassen und unbedingt über den Forstweg auf der orografisch rechten Talseite rausfahren.
- Rietzer Grieskogel: Der Aufstieg ist auch gut machbar. Die Schneequalität aber auch durch Sonne und Wärme meist schlecht. Ich würde mich den Hang unterhalb des Skidepots wegen des Altschneeproblems nicht trauen. Die Abfahrt ist im steilen Hang oberhalb der Narrenböden steindurchsetzt aber machbar. Auf den Narrenböden liegt genug Schnee und unten hinaus gilt dasselbe wie am Mitterzeiger.
- Pirchkogel: Wäre machbar – ausschließlich mit Steinski, aber ist immer noch eine hochriskante Tour in Bezug auf das Altschneeproblem.
- Praxmarer Grieskogel, Schöntalspitze, Zischgeles und einige andere sind zwar theoretisch machbar, aber wegen Schneemenge und/oder Altschneeproblem definitiv nicht zu empfehlen – auch nicht mit Steinski.
Fazit
Abwarten und am besten auf der Lampsen die feine Naturschneepiste genießen. Nebenbei trifft sich dort derzeit jedermann/frau – ähnlich wie auf der Alpinmesse. Also auch ein gesellschaftliches Highlight.
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Lampsen, 02.01.2023
Schneeprofilerstellung, Grieskogel, 30.12.2022
Richtung Rietzer Grieskogel, 29.12.2022
Wir sind nur bis etwa 2650m hinauf – wegen dem hohen Lawinenrisiko am Hang unterhalb des Skidepots.
Lampsen, 25.12.2022