Nach einem ausgesprochen schwachem Winter hat das Frühjahr bezüglich Neuschnee und tiefer Temperaturen vieles wieder aufgeholt. Die Schneelage ist nun für Ende Mai wieder ausgezeichnet. Gute Tourentage sind aber nur denkbar, wenn es endlich klare Nächte gibt.
Schneegrenze
Die Schneegrenze im Sellrain liegt schattseitig bei etwa 2100 m. Sonnseitig – je nach Hangsteilheit – bei 2300 bis 2600 m.
In Nordhängen kommt man in Rinnen und auf Lawinenablagerungen noch vereinzelt bis 1900 m hinunter.
Kühtai, 25.05.
Axamer Lizum, 22.05.
Sellraintal, 21.05.2023
Kühtai, 21.05.2023
Schneemenge
Seit Ende April hat es im Sellrain im Gipfelbereich über 2m Neuschnee gegeben.
Die Schneemenge ist inzwischen in allen Höhen und Expositionen genau im Durchschnitt. Auf den Gletschern liegt etwa 2,50m – 3m gesetzter Schnee, das entspricht dem normalen Niveau für diese Jahreszeit. Zum Vergleich: Der schlechteste Frühsommer von der Schneemenge und von den Skitourenmöglichkeiten war 2022 – zumindest seitdem ich unterwegs bin. Ende Mai 2022 lag beispielsweise am Kraspesferner durchschnittlich nur 1,50m Schnee.
Gipfel, Grate und steile Wände in der Höhe sind dank der zahlreichen, kräftigen und üblicherweise windarmen Frühjahrsschneefälle gewaltig eingeschneit – so, wie es im Mai üblich ist.
Die maximale Schneemenge wurde im Sellrain oberhalb von 2400m am 17.05. erreicht. Nun geht es aber stetig und steil mit der Schneehöhe bergab.
Schneequalität
Auf den Pisten liegt mit Stand 25.05. bis etwa 2200m hinauf guter Sommer-Pistenfirn. Oberhalb von 2200m liegt derzeit überall noch der Schnee an der Oberfläche der seit der Wetterumstellung Mitte April gefallen ist. Dieser würde schönen Firn auf einem Harschdeckel nach einer klaren Nacht bilden. Wenn die Nacht nicht klar war, ist dieser „Neuschnee“ leider immer noch sumpfig und extrem bremsend.
Im Gelände gibt es bis 2300m hinauf ersten Sommerfirn, aber noch nicht flächendeckend. Darüber dann entweder Sumpf oder eben einen tragfähigen Harschdeckel der auffirnen könnte – je nach Bewölkungsgrad, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Derzeit schaut es so aus, dass die nächsten Nächte sehr warm und feucht, aber zumindest wolkenlos verlaufen. Das heißt, es wird sich wahrscheinlich erst oberhalb von 2500m ein durchwegs tragfähiger Harschdeckel bilden. Oft wird man schon bei leichtem Auffirnen durch den Deckel wieder durchbrechen.
Fazit
Bis in die erste Juniwoche wird man mit Ski von Kühtai aus auf den Gaiskogel direkt von der Straße weg starten können. Das entspricht einem durchschnittlichen Saisonende.
Für lässige Skitouren sind bei den jetzigen Temperaturen und der recht hohen Luftfeuchtigkeit klare Nächte obligatorisch. Je nach Temperatur und Taupunkt ist dann das Zeitfenster für guten Firn am Morgen meist wohl nur recht kurz. Abfahrten sollten in jedem Fall vor 10 Uhr eingeplant werden. Ostseitig eher schon zwischen 07:30 und 08:00. Westseitig geht es sich vielleicht bis kurz nach Mittag aus. Eine Pistentour ist für Langschläfer die beste Alternative.
Am besten bieten sich um diese Jahreszeit noch folgende Touren an:
Ohne oder mit kaum Skitragen: Wechnerscharte, Sulzkogel, Finstertaler Scharte, Gaiskogel, Pirchkogel
Mit erträglichem Skitragen: Zwieselbacher Rosskogel, Zischgeles, Schöntalspitze, Lüsener Ferner, Längentaler Weißerkogel
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Rückblick
Der April war bis zum 28.04. wechselhaft und kühl. Es gab regelmäßig Neuschnee und dazwischen ein paar aufgelockerte tage für ein paar nette Pulverschwünge.
Der gewaltigen Lawinenzyklen vom 28.04./29.04., 02./03.05. und um den 11.05.
Am 28.04. wurde es extrem warm und regnete stundenlang intensiv bis etwa 2800m. Die extrem schwache Schneedecke aus der ersten Winterhälfte wurde in Schattenhängen erstmals bis etwa 2500m stark durchfeuchtet. Da das Fundament der Schneedecke in schattigen Bereichen fast vollständig aufbauend umgewandelt und locker war, gingen mit der Durchfeuchtung zahlreiche, teilweise sehr große Lawinen ab. Ein derart stark ausgeprägter Lawinenzyklus aufgrund eines aufbauend umgewandelten Fundaments fand wahrscheinlich zuletzt 2014 statt.
Am 02.05. und 03.05. gingen nochmals einige, teils sehr große, Lawinen durch Regen und hohe Temperaturen in Schattenhängen ab. Nur etwa 100 Meter weiter oben als ein paar Tage vorher.
Vom 04.05. bis zum 09.05. regnete es weniger intensiv aber meist auch bis auf Gipfelniveau.
Mit einem weiteren, intensiven Niederschlag vom 10.05. auf den 11.05. kamen nochmals einige Schneebrettlawinen daher, nur diesmal großteils trockene Schneebretter in Schattenhängen oberhalb von 3000m durch die gewaltige Zusatzbelastung von neuerlich etwa 80 kg/m² Neuschnee.
Wir hatten mit einer Lawinenkommission während der Niederschlagspause am 09.05. letztmalig gewaltige Sprengerfolge in dieser Saison in Kühtai.
Immer Neuschnee oder Regen ohne klare Nächte
Ergo: Sehr bescheidene Tourenbedingungen
Lawinenschauen um den Dreiseen, 09.05.
Gaiskogel, 12.05. – nach dem stärksten Schneefall
Ein top Tourentag zwischen vielen bescheidenen Tourentagen
Vom 14.05. – 17.05. kommen nochmals etwa 30 cm Neuschnee zusammen. Es bleibt recht kühl und am 18.05. steht ein wolkenloser Tag mit ganztägigem Hochnebel bis 2600 m an. Es war der vielleicht beste Tourentag in diesem Mai.
18.05.2023 | Zischgeles
Pirchkogel, 19.05.2023
Der letzte Neuschnee vor dem Frühsommer?
Vom 23.05. – 25.05. hat es letztmals einige Zentimeter Neuschnee in der Höhe gegeben. Nun dürfte der Sommer mehr oder weniger Einzug halten – samt endlich klarer Nächte und in Summe eher brauchbaren Skitourentagen als im bisherigen Mai.