Von der Oberiss über die Franz Senn Hütte zum Rinnensee, weiter weglos auf mühsamen Block- und Schottergelände bis in die Rinne, die als Einstieg in den Nordostgrat zur Berglasspitze laut AV Führer dient. Ob ich dann die richtige erwischt habe, weiß ich nicht – von unten war es meiner Einschätzung nach definitiv die kürzeste und einfachste Variante, um auf den Grat zu kommen. Jedenfalls bin ich in einer plattigen Verschneidung gelandet, wo ich mit meinen seilfreien Kletterkünsten und den Zustiegsschuhen grenzwertig unterwegs war. Hab teils sehr lange nach Griffen suchen müssen und mit den Füßen war ich fast nur auf Reibung unterwegs. Auch der Grat war danach nicht besser: Verdammt ausgesetzt, dauernd lose Böcke verursacht durch frische Abbrüche und teils auch nicht einfach. Die Beschreibung im AV-Führer stimmt meiner Einschätzung nach in keiner Weise. Ich war verdammt froh um den letzten Abschnitt bis zum Gipfel – der technisch endlich lockerer, dafür teilweise immer noch recht luftig war.
Vom kleinen Kreuzl bin ich über den Südwestgrat Richtung Berglasübergang abgestiegen: Man kann meistens auf der Lüsener Seite im Bruchhaufen, dafür Gehgelände unterwegs sein. An ein paar Stellen sind Klebehaken für Mini-Abseiler über große Blöcke angebracht. Die Blöcke haben aber allesamt eine schöne Kanten, an denen man sich abstützen und die Füße langsam nach unten lassen kann, bis man einen Tritt erreicht. Man kommt bei ca. der Hälfte des Südwestgrats zu einem auffallenden Farbwechsel im Gestein. Dort waren mehrere Köpflschlingen zum Abseilen Richtung Ferner eingerichtet. Geht man auf dem Grat in „neuer“ Farbe weiter, wird’s nochmal sehr ausgesetzt und schwieriger zu kraxeln. Nach diesem Abschnitt war ich dann endlich vor einer 20m langen Schuttrinne, die mich auf den Lüsener Ferner gebracht hat. Bin weiter über den Ferner zum Rinnennieder und von dort über den markierten Steig zurück.
Ein lässiger Gipfel, aber im Sommer muss ich da nicht mehr rauf.