Die Karte aus dem Snowgrid-Modell ist meiner Erfahrung nach sehr genau und hier abrufbar. Sie zeigt die momentane Gesamtschneehöhe.
In Verbindung mit der Erfahrung der Alten kann man eigentlich immer davon ausgehen, dass die Schneemenge ab Farbe violett passt um anständig auf Skitour gehen zu können („Oan Meter braucht’s, sinsch brauchsch normal nit gian, Bua!“). Unter einem Meter gesetzter Schneedecke hat man meist noch keine wirklich guten Skitourenverhältnisse – außer bei einer Frühjahrssituation mit tragendem Harschdeckel.
Am Beobachterstandort in Kühtai am Längentalspeicher stellt die dicke, rosarote Linie den Schneehöhenverlauf des heurigen Winters dar. Mitte Feber wurde der seit 1990 gemessene Tiefststand mit einer Schneehöhe von ca. 70cm unterboten. Normalerweise liegt Mitte Feber im Mittel der vergangenen 26 Jahre in etwa 110cm Schnee – die dünne rosarote Linie ist der durchschnittliche Verlauf, also das langjährige Mittel. Das heißt, ab Mitte Feber liegt durchschnittlich genau so viel, dass man anständig auf Skitour gehen kann – was das subjektive Gefühl bestätigt, dass die „wirkliche“ Tourensaison immer erst zu diesem Zeitraum beginnt – also ab etwa 1m Schnee auf ca. 2000m Seehöhe. Auch die Schutzhütten öffnen zu diesem Zeitpunkt. Das Maximum das seit 1990 in Kühtai an Schneehöhe gemessen wurde, waren 225cm Mitte März – vermutlich 1999. Die Maximalschneehöhe wird im Schnitt Ende März mit 125cm erreicht. Die Ausreißer der Mittellinie zu Saisonbeginn und Saisonende liegen daran, dass im November und im Mai nur an wenigen (vermutlich Extremjahren) gemessen wurde.
Auf der Nordkette auf fast selber Höhe liegt die durchschnittliche Maximalschneehöhe bei knapp 2m, ebenfalls Ende März erreicht. In Obergurgl auf selber Höhe bei nur genau 100cm – eben noch tiefer inneralpin und dadurch noch trockener als das Gebiet im Kühtai. Dafür sieht man wieder sehr schön, dass wir immer Schnee haben. Nie wirklich viel, aber immer. Seit 1990 gab es zwischen Mitte Dezember und Ende April kein Jahr mit nicht zumindest 20cm Schnee (grauer Bereich). Auf der Nordkette schaut das ganz anders aus.
Da bei uns dieser Meter noch nicht liegt bzw. in den letzten Jahren auf einer Höhe von 2000m über den gesamten Winter nie zustande gekommen ist , sieht man teilweise immer noch mehr Eis als Schnee. Außerdem frieren im gesamten Land regelmäßig Wasserleitungen von Hütten und bewirtschafteten Almen ab. Interessant an der Sache: Die Leitungen frieren im Normalfall erst nach einer Periode mit extremer Kälte ab – sobald es wieder wärmer wird.
Dafür nimmt die Bindung in den bodennahen Schwachschichten langsam zu – sie rieseln nicht mehr, sondern halten immer häufiger zusammen. Das liegt an der nun Überhand nehmenden abbauenden Umwandlung in diesen Schichten durch einen geringeren Temperaturgradienten durch die steigende Schneehöhe. Die Kristalle sintern dort:
Und erzeugen teilweise nur mehr unvollständige, diffuse Brüche:
Trotzdem gibt es noch wenige Gefahrenstellen über 2400m schattseitig. Vornehmlich nordseitig in sehr steilen bis extrem steilen Hängen. Wenn man eine solche Stelle erwischt, können die Lawinen sehr groß werden weil die Schwachschichten flächig vorhanden sind: