Eineinhalb Tage guter Wetterbericht. Feiertag. Moidl telefoniert sich von Hütte zu Hütte die uns auf die Schnelle einfallen. Fast alle haben schon zu. Schlussendlich bekommen wir noch ein Zimmer auf der Martin-Busch und der Schönen Aussicht.
Wir entschließen uns dadurch, die Venter Skirunde im Schnelldurchlauf zu machen.
Wir starten am 30.04. nachmittags von Vent auf die Martin-Busch-Hütte.
Auf der Hütte befinden sich nur zwei weitere Zweiergruppen die eigentlich in den Winterraum wollten. Wir sind ganz paff, warum niemand mehr unterwegs ist. Wenn man sich die Geschichten aus den 80ern anhört, als die hochalpinen Hütten immer bis Mitte Mai offen waren und auch gut gebucht waren, da kommt man schon ins Schmunzeln…
Fineilspitze, 3516 m
Am 01.05. ist das Wetter wie versprochen top, die Luftfeuchtigkeit sehr niedrig und die Luft noch relativ kühl. Perfekte Bedingungen für einen perfekten Skitourentag mit etwa 20 cm Neuschnee in den hinteren Ötztalern. Wir gehen auf die Fineilspitze und die benachbarten Fineilköpfe und quartieren uns auf der Bella Vista ein. Übernachtung, Essen, Service dort echt 1A – als Stützpunkt wärmstens empfohlen.
Mittlere Guslarspitze, 3126 m + Petersenspitze, 3471 m + Hinterer Brochkogel, 3635 m
Am Morgen des 02.05. starten wir um kurz nach 6 durch das Hochjochtal hinaus. Die Schneedecke ist gefroren und die Ausfahrt durch das extrem flache Tal gestaltet sich problemlos. Vom Talboden der Rofenache tragen wir die Ski etwa 10 Minuten über den aperen Steig auf das Hochjoch-Hospiz. Von dort geht es mit Ski auf die Guslarspitze und bei gutem Pulver hinunter zur Vernagthütte.
Ich bin wieder einmal hin und weg über die 1850er – Moränen im gesamten Gebiet und die hier so gut erkennbaren Trogtäler aus der letzten Eiszeit. Ganz zu schweigen von den ganzen Gletscherschliffen und vielem mehr…
Von der Vernagthütte geht es über den flachen Vernagtferner auf das Taschach-Hochjoch und die Petersenspitze. Diese ist in den 1950ern auf 3484 m vermessen worden. Meine sehr zuverlässige und mit den Höhenangaben der Alpenvereinskarten immer übereinstimmende GPS-Uhr zeugt heute nur mehr 3471 m an.
Bemerkenswert: Oberhalb der Vernagthütte auf genau 2800 m haben uns Murmelen ausgepfiffen. 400 Höhenmeter oberhalb der derzeitigen Schneegrenze! Diese Familie hat sich ein besonders harte Heimat ausgesucht.
Interessant: Man erkennt über den Namen „Vernagt“ den primären Einfluss dieses hochalpinen Gebietes aus Südtirol – Vernagt heißt nämlich das Dörflein im Schnalstal.
Lesenswert: Der Rofener Eissee aufgestaut durch den Vernagtferner und seine todbringenden Überschwemmungen im Ötztal.
Sehenswert: Gletschervergleich Vernagtferner 2000 – 2018
Von der Petersenspitze gehen wir in einem Bogen Richtung Mitterkarjoch und von dort über den netten Grat auf den Brochkogel. Inzwischen weht unangenehmer Westwind und die Berge weiter westlich und südlich liegen bereits oberhalb der Wolkenuntergrenze. Der Wetterbericht hat wie so oft perfekt gepasst. Ein Hoch auf unsere Meteorologen und ihre Fähigkeit ein derart komplexes Medium derart gut einzuschätzen!
Weiter kommen wir über das Mitterkarjoch in Richtung Breslauer Hütte – leider wie erwartet im Bruchharsch.
Zum Schluss erwischen wir bremsenden Sulz und viel guten Pistenfirn bis nach Vent ins Dorf. Die Piste südseitig ist noch nirgends unterbrochen und wird wohl noch bis Mitte Mai (mit wenigen unterbrochenen Stellen) eine lohnende Abfahrt garantieren.
Es ist immer wieder schön, in einem richtigen Hochgebirge unterwegs zu sein. Denn ein Hochgebirge ist für mich nur ein Ort, wo über den ganzen Sommer Schnee liegt. Und das trifft in Österreich nur mehr auf die höchsten Berge der Ötztaler und Tauern zu.
Toll! :-)
Danke für den inspirierenden Bericht und die aussagekräftigen Bilder!
Abstieg über das Mitterkarjoch? Da kann man doch normalerweise gut abfahren?
Im Bruchharsch bei diffusem Licht war’s uns zu Fuß lieber.