Eine Umrundung des Gepatschferners mit Ski um diese Jahreszeit habe ich schon länger am Radar. Bei gewaltigen Verhältnissen haben wir sie eher spontan am 27.05.2020 gemacht.
Eigentlich wollten wir nur über die Münchner-Variante auf die Weißseespitze. Aber da es für Ende Mai richtig kalt war und die Luft anständig trocken, wurde daraus eine lässige Runde rund um den größten Gletscher Österreichs.
Sehr früh fahren wir ins Kaunertal und tragen die Ski bis auf ca. 2200m. Der Schnee ragt fast noch bis zum Ende des Steigs der zur Gepatschzunge führt. Somit müssen wir die Ski praktisch nicht über das mühsame, schottrig-blockige Moränengelände hinauftragen. Auf einer pickelharten Schneedecke mit Saharastaubauflage geht es in Richtung Gletscherflanke der Münchner-Variante. Mit dem Fallwind ist es so kalt, dass man warme Handschuhe und eine Isolationsjacke im Aufstieg braucht. Aber kein Wunder, ich musste am Auto auch Eiskratzen am Morgen. Flott kommen wir dann über die Gletscherflanke mit Steigeisen hinauf auf den Gletscher.
Das Gletscherbecken mit teils mächtigen Spalten und Löchern ist der Jahreszeit entsprechend gut eingeschneit. Auf über 3000m wird die maximale Schneehöhe schließlich im Schnitt erst immer Ende Mai bis Anfang Juni erreicht. Meist ist es sinnvoller, im Jänner, Feber und März auf großen Gletschern angeseilt unterwegs zu sein als um diese Jahreszeit.
Der Schnee ist hart und kompakt. Kilometer für Kilometer geht es in einer gefühlten Antarktis-Durchquerung hinüber zum Brandenburger Haus und dann auf den Kesselwandferner (gleicher Gletscher wie der Gepatschferner aber durch eine Eisscheide getrennt, deswegen mit einem zweiten Namen). Dieses Gletscherareal ist halt noch sowas wie ein Gletscher – auch wenn das Nährgebiet nicht mehr so groß ist im Sommer, wo der Schnee immer liegen bleibt und niemals abschmilzt. Aber es gibt eben noch ein Nährgebiet. In den Stubaier Alpen gibt es nur mehr Mini-Mini-Flecken an Nährgebiet, am Sulzenauferner beispielsweise. Im Sellrain gibt es auf den Gletschern keine Nährgebiete mehr seit den 90er Jahren.
Rund um das Kesselwandjoch ist der Neuschnee der letzten Tage (oder Wochen?) komplett winderodiert. Man bewegt sich auf einer etwa ein Quadratkilometer großen Fläche fort, die aus „griffigem Blankeis“ besteht. Man kann auf diesem Eis also super mit Fellen Aufsteigen und auch Skifahren. Kein Gletschereis, sondern eine vom Wind und feuchter Luft derart stark malträtierte Schneeoberfläche, dass diese mit Raueis vereist ist. Nicht zu verwechseln mit Raureif.
Flott geht es weiter auf den Fluchtkogel. Am Gipfel liegt einem dann erstmals bei der Runde diese großartige Landschaft zu Füßen: 17 km² zusammenhängender Gletscher. 17 km²!
Es ist windstill und trotz Maisonne immer noch kühl. Die Abfahrt teils knusprig aber griffig. Weiter geht es auf die Mittlere und Hintere Hintereisspitze. Von der letzteren gab es eine kurze, tolle, steile, griffige Abfahrt auf den Gepatschferner.
Dann fellen wir ein letztes Mal auf. Es zieht sich wieder einmal über den Gletscher bis die Weißseespitze erreicht ist. Am Gipfel liegt die Temperatur am Nachmittag noch deutlich unter Null und ein kühler NO-Wind bläst. Über zehn Kilometer Aufstieg am flachen Gletscher liegen hinter uns – neben der Strecke die man schon vorher hinter sich gebracht hat oder mit Ski abgefahren ist.
Die Abfahrt bietet am ersten Osthang wenige Zentimeter trockenen Pulver, dann perfekten Zischfirn bis zum Übergang in die steile Gletscherflanke ins Kaunertal hinunter. Die Nordflanke ist gut griffig und nur schwach aufgefirnt. Darunter erwartet uns schneller Saharastaub-Sommerfirn mit erst ganz kleinen Vertiefungen. Wir sind uns einig: Die Abfahrt war von oben bis unten top. Und das noch so spät am Tag! Tiefen Temperaturen und trockener Luft sei Dank.
Für Wiederholer: Hohe Gefahr für Blasen, vor allem auf den Fußsohlen!
Top, Lukas, was für Bilder! Hab die Weißseespitze mal von Vent aus gemacht mit Ü auf dem BB-Haus. Ich erinner mich immer noch gerne daran!
Hey Arnold,
einfach eine traumhafte Landschaft :)
Lg
Hallo,
Herrliche Bilder.Darf ich fragen welche Kamera du benutzt?
Weil hast ziemlich gezoomt undtrotzdem knackscharf.
Danke und weiter so
Hallo Armin, eine Eos 100d mit einem EF-S 15-85.
Aber die ist nicht top. Viel wichtiger ist eine gute Software wie Lightroom um die Bilder zu entwickeln.
Gewaltige Bilder, Lukas, und super Beschreibung!
Danke
Wow, was für eine Tour, Lukas. Ein Traum. Ich tippe, du richtest deine Ausrüstung nach der Sonne aus, damit sie trocknet und aufwärmt, um erneut anzufellen.
Ganz genau :) Skibelag im möglichst senkrecht zur Sonne