29.12.2022 | Sechster Lawinenunfall im Sellrain seit Weihnachten: Richtige Tourenwahl bleibt angebracht…

29.12.2022 | Sechster Lawinenunfall im Sellrain seit Weihnachten: Richtige Tourenwahl bleibt angebracht…

Lesezeit: 4 min

Der sechste Lawinenunfall in der Region seit Weihnachten bzw. der neunte seit 17.12. zeigt die weiterhin störanfällige Schneedecke in gewissen Höhen- und Expositionsbereichen. Zwar wird die Auslösewahrscheinlichkeit nun mit der massiven Erwärmung und damit verbundenen Setzung merklich abnehmen – die Schwachschichten bleiben aber vorhanden und vorerst mitunter störanfällig.

Im Sellrain bleibt es – auch über Silvester hinaus – dabei:

Vom Lawinenrisiko und von der Schneemenge her kann man momentan im Sellraintal und in Kühtai nur sinnvoll auf der Lampsenspitze direkt am Hauptkorridor und auf der Grieskogelscharte direkt am Hauptkorridor unterwegs sein – sonst nirgends.

Am 28.12. geht die Serie von Lawinenunfällen am Praxmarer Grieskogel weiter. Wieder war unglaubliches Glück dabei, dass nichts gröberes passiert ist. Wieder war der Unfall exakt in jenem Bereich der momentan als „am gefährlichsten“ aus dem Lawinenreport herausgelesen werden kann.

Ausgelöste Schneebrettlawine Praxmarer Grieskogel, 28.12.2022 . Foto: Christoph Klocker
Man erkennt oben die Einfahrtsspur. 2710m, Südost. Foto: Christoph Klocker
Die Verbreitung des Altschneeproblems nach Höhe und Expositionen sowie die Lawinenunfälle seit Weihnachten im Sellrain…

Analyse des Lawinenunfalls vom 27.12.2022, Rietzer Grieskogel

Die Schneelage macht eine Skitour auf den Rietzer derzeit nicht sinnvoll. Aber nicht nur die Schneelage…

 

… daneben findet man dort auch die relevanten Schwachschichten. Diese spielen auf dem Hauptkorridor der Skitour vor allem in den Hängen unmittelbar unterhalb des Skidepots eine riesige Rolle.
Dass bei der Skitour zum Rietzer Grieskogel am Hauptkorridor vom Altschneeproblem genau die oben beschriebenen Hänge betroffen sind, kann man aus dieser Grafik herauslesen: Die Hänge unterhalb des Skidepots sind auf über 2700m und Richtung Südwesten und Süden exponiert. Dort geht man am besten gar nicht hin bei einem Altschneeproblem. Und wenn man doch hingeht, dann spielt man halt Russisches Roulette – niemand weiß, wo die potentiellen Auslösestellen für Lawinen in diesen Hängen genau liegen. Aber wir wissen, dass Auslösestellen beispielsweise oberhalb von 2700m auch in Sonnenhängen sind. Wenn ich dann in einen solchen Hang reinfahre – was ich am besten einfach ganz bleiben lasse – dann spiele ich R. Roulette. Auch jeder Profi, denn die Auslösestellen kann man nicht erkennen – niemand auf dieser Welt kann sie erkennen, auch kein Lawinenwarner. So verwendet man den Lawinenreport in Bezug auf das Altschneeproblem. Die Informationen werden kaum vor Ort, im Gelände verwendet, sondern hauptsächlich daheim in der Planung und der Wahl des Ziels. Am besten dorthin, wo das Problem nicht vorhanden ist – differenziert nach Höhe und Exposition.

 

Mit einer Person am Bild hat man gleich einen viel besseren Größenbezug.

Blick von der Verschüttungsstelle zum Anriss

Passt ins Bild…

1 Gedanke zu “29.12.2022 | Sechster Lawinenunfall im Sellrain seit Weihnachten: Richtige Tourenwahl bleibt angebracht…

  1. Servus,
    Vielen lieben Dank für die genialen Schneeberichte. War heute auf der Lampsenspitze und war perfekt und genauso wie beschrieben.

    Wünsche einen schönen Winter ohne Lawinen.

    LG aus Partenkirchen,

    Katharina

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