Spezielle Schnee- & Wetterphänomene in der Region Kühtai-Sellraintal | #DahoamimSellroan

Spezielle Schnee- & Wetterphänomene in der Region Kühtai-Sellraintal | #DahoamimSellroan

Lesezeit: 7 min

[Empfehlung: sollte man gelesen haben Grundlagenwissen zu den Sellrainer Bergen]

Im Sellraintal gibt es bezüglich Schnee und Wetter einige interessante Begebenheiten

Alle davon sind abhängig vom Wind und seinen Auswirkungen aufgrund der Topographie. Damit treten sie vornehmlich im Winter in Erscheinung (stärkere überregionale Winde durch ausgeprägtere Druckgegensätze in der Atmosphäre).

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Der Nordoststau

Tritt wohl nur alle paar Jahre auf, zuletzt in starker Ausprägung am 5.4.2015:

Während es im Inntal über den ganzen Tag aufgelockert war und im Rest Tirols nur ein bisschen Schneefuslerei gab, hat es im Sellrain (genau zwischen Sellrain und St. Sigmund mit der Nördlichen Kette der Berge) innerhalb von wenigen Stunden 30cm Neuschnee gegeben. Dafür braucht es eine schwache Anströmung am Boden aus Nordnordost mit feuchter Luft:

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Windrichtung am 5.4.2015
Windrichtung am 5.4.2015
Inntal am 5.4.2015
Inntal am 5.4.2015
Neuschnee vom 5.4. in St.Sigmund
Neuschnee vom 5.4. in St.Sigmund
Niederschlagsradar vom 5.4.2015 - hohe Niederschlagsintensität im Sellrain über mehrere Stunden konstant
Niederschlagsradar vom 5.4.2015 – hohe Niederschlagsintensität im nördlichen Sellrain. Über mehrere Stunden konstant

Wie kommt diese Art von lokalem Niederschlag zustande?

Die feuchte Luft erfährt bei dieser Anströmung vom Inntal auf die Nördliche Sellrainer Kette eine orographische Hebung von über 2000m.

 

Der Westföhn

Kühtai ist ein Pass mit 2000m und von knapp 3000m hohen Bergen umgeben. Nach Osten fällt das Gelände ins Sellraintal ab, auch die Berge erreichen entlang des Haupttales nur mehr Gipfelhöhen zwischen 2400m und 2800m. Dadurch gibt es Föhneffekte bei starkem Westwind im Sellraintal. Am besten merkt man das an den unterschiedlichen Niederschlagsmengen westlich und östlich von Kühtai bei einer starken Westströmung.

Föhnfische – wie am folgenden Foto, am Anstieg zum Kreuzjoch aufgenommen – deren Längsachse von West nach Ost verläuft, gibt es dabei nur selten zu sehen.

 

 

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Föhnfische mit Ost-West-Längsachse über dem Mugkogel/Kühtai

 

 

Immer Schnee

Durch die Lage an der Nordseite des Hauptkammes, nicht im tiefen Alpenvorland und nicht vollständig inneralpin wie der Vinschgau, gibt es im Sellrain praktisch immer Schnee. Zwar selten viel aber immer genug zum Tourengehen.

Die mittlere, jährliche Niederschlagssumme für Österreich zeigt: Die Stubaier Alpen und im speziellen die Sellrainer Berge gehören zu den niederschlagsärmsten Bergregionen Österreichs:

In einer Snowgrid Analyse aus dem Winter 2017 sieht man beispielhaft, dass ebenfalls weniger Schnee als in anderen Gebieten gleicher Höhenlage liegt, ähnlich den Nördlichen Ötztalern und zumeist auch den Tuxer Alpen – kein Einzelfall:

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Also eigentlich keine Sellrain-Spezialität. Was besonders an der Gesamtsituation in Hinsicht auf Skitouren ist: Unsere Höhenlage bzw. die erreichbare Höhe per Auto: 2000m – das gibt es in den benachbarten Gebieten ähnlicher Schneefallintensitäten nicht.

 

 

Das Schneegefälle zwischen Praxmar und Kühtai

Kurz und knapp: Bei Nordwest in Kühtai mehr Neuschnee als in Praxmar – bei Süd (sofern es nördlich des Hauptkammes dabei Niederschlag gibt) in Praxmar mindestens doppelt soviel Neuschnee wie in Kühtai, wobei Kühtai hier meist leer ausgeht und es in Praxmar nur kosmetische Mengen gibt („Kleinvieh macht auch Mist.“)

bei Stau aus Süden: In Praxmar (links) schwacher Niederschlag, in Kühtai wolkenlos
bei Stau aus Süden: In Praxmar bzw. in Lüsens (links) schwacher Niederschlag, in Kühtai keine Spur davon

 

 

Schwacher bis vollständig fehlender Südföhn

In den drei Dörfern des Sellraintales gibt es Föhnwind aus Süden normalerweise nicht. In St. Sigmund erst ab etwa 160km/h (je nach genauer Anströmungsrichtung) am Patscherkofel – also gefühlsmäßig 1x in ein bis zwei Jahren. Wie auch in Kühtai: Die Liftanlagen in Kühtai wurden wegen Südwind nie still gelegt, während im Stubai oder in der Axamer Lizum schon lange alles steht. Ich unterscheide explizit zwischen Föhn (< 80km/h), Föhnsturm (> 80km/h) und Föhnorkan (> 120km/h). Also nochmal: Föhn spürt man im Sellrain nicht. Auf den Gipfeln der höchsten Sellrainer (südlich von Lüsens), spürt man Föhn ab Sturmstärke am Patscherkofel als starken Wind, vorher als schwachen Wind. Auf den nördlichen Gipfeln der Sellrainer bemerkt man den Föhn erst ab Sturmstärke am Patscherkofel als leichte Brise.

Das Senderstal ist hier als einziges Seitental der Sellrainer ausgenommen, dort wirkt der Föhn ähnlich wie in der Axamer Lizum, also recht bald – da das Tal an den Kalkkögeln nach Süden nicht durch hohe Berge vom föhngeplagten Stubai abgeschirmt ist.

Sturmwarnung vom Föhnorkan am 4.3. spricht wohl auch für sich bezüglich Sellrainer Berge...
Sturmwarnung vom Föhnorkan am 4.3.2017  spricht auch für sich bezüglich Sellrainer Berge…

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